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The distribution of illegal drugs - Structures of dealing in networks of non-conspicuous consumers

Subject Area Criminology
Term from 2010 to 2021
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 178465434
 
Final Report Year 2015

Final Report Abstract

Das Projekt beschäftigte sich mit den Strukturen der Weitergabe und des Kleinhandels mit illegalen Drogen auf der Konsumentenebene, indem 214 Interviews mit Konsumierenden und Handelserfahrenen durchgeführt und analysiert wurden. Die Stichprobe besteht aus sozial unauffälligen Konsumierenden, die zumeist ein hohes Maß an Erfahrungen mit diversen illegalen Drogen (v.a., in absteigender Reihenfolge: Cannabis, Amphetamin, Kokain und/oder Ecstasy) aufweisen und auch auffällig häufig regelmäßig bzw. intensiv konsumieren. Die wichtigsten Resultate zur Drogendistribution in dieser sehr drogenaffinen Stichprobe sind im Folgenden stichpunktartig dargestellt. Einige dieser Beobachtungen wurden in ähnlicher Form schon in ausländischen Studien gemacht; im deutschsprachigen Raum wurden diese Fragen hiermit erstmals bearbeitet. 1)Unentgeltlicher Konsum ist weit verbreitet: so gibt z.B. die Hälfte der Befragten an, maximal für die Hälfte der von ihnen gebrauchten Drogen selbst zu bezahlen. 2) Cannabis und andere illegale Drogen werden zum größten Teil von gut bekannten Personen gekauft, die sich zumeist nicht als Dealer verstehen; häufig in Form von "Social Supply" ohne Profiterzielung. 3) Ansonsten spielen nur Privatdealer eine nennenswerte Rolle als Drogenquelle. Synthetische Drogen werden gelegentlich auch in Clubs gekauft, Cannabis sehr selten auch bei Straßendealern, die zumeist einen schlechten Ruf haben. 4) Frauen konsumieren deutlich häufiger gratis; sie haben auch seltener Dealerfahrungen. "Wenn" sie selbst Drogen verkaufen, unterscheiden sich die Modalitäten kaum von denen der Männer. 5) Gut die Hälfte derer mit eigenen Drogenhandelserfahrungen betreibt überwiegend oder ausschließlich "Social Supply" ohne Profit. Insgesamt zeigt sich ein breites Spektrum an Dealerfahrungen, die im Zeitverlauf zwischen reinem Konsum, "Social Supply" und Profiterzielung, mit wechselnden Substanzen, schwanken können. Ein ähnlich großes Spektrum zeigt sich bei den erzielten Profiten, von geringen Mengen in Naturalien bis zu mehreren tausend Euro im Monat. 6) Die höchsten durchschnittlichen Gewinnspannen (rund 100% und mehr) zeigen sich beim Verkauf synthetischer Drogen, während diejenigen von Kokain und Cannabis jeweils um rund die Hälfte niedriger liegen. 7) Der häufigste Einstiegsweg ins "echte" Dealen (mit Profit) war die Finanzierung des eigenen Konsums, gefolgt von anfangs profitlosen "Freundschaftsdiensten" und dem Willen, Geld zu verdienen. Ein Statusmotiv zeigte sich nur selten. 8) Sowohl der Einstieg als auch die Steigerung der Dealaktivität kann in den meisten Fällen als „Driften“ beschrieben werden, da sich die Schritte eher fließend und ohne explizite Intention, nicht selten durch Anstöße von KundInnen oder LieferantInnen, vollzogen. 9) Ähnliches ist für die Reduktion oder Beendigung von Dealaktivitäten zu beobachten. Hier spielen meist mehrere Motive eine Rolle, die sich unter dem Oberbegriff "Herauswachsen" subsumieren lassen, da das Dealen und seine Begleiterscheinungen immer weniger in eine "erwachsenere" Lebensphase passten. Insgesamt wurde deutlich, dass die Grenze zwischen Konsum und Handel in diesem Milieu äußerst fließend ist. Rechtlich gesehen ist indes z.B. zwischen einem freundschaftlich motivierten "Mitbringen lassen", an dem sich der Verkaufende nicht bereichert, und einem profitmaximierenden Dealer kein Unterschied. Hier sollte zukünftig differenziert werden. Die größte "Überraschung" im Projektverlauf war der Umstand, dass von Beginn an Personen mit Dealerfahrung rekrutiert werden konnten. Zuvor waren wir davon ausgegangen, dass die InterviewerInnen zunächst Vertrauen im Feld aufbauen müssten, um insbesondere an profitorientierte Dealer zu gelangen. Daher bestand die Stichprobe letztlich aus wesentlich mehr Handelserfahrenen (knapp 80%) als erwartet.

Publications

  • 2013. Die andere Seite des Drogendealens: Eigenbedarfshandel und „Social Supply“ – Zwischenergebnisse einer quantitativ-qualitativen Befragung v. sozial unauffälligen Drogenkonsumierenden und Handelserfahrenen. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 96. Jg. 2013, Heft 6, S. 447-460.
    Bernard, C. & Werse, B.
  • 2014. Wie kriminell sind „Social Supplier“? Ergebnisse zum Drogenkleinsthandel aus zwei empirischen Studien. rausch – Wiener Zeitschrift für Suchttherapie, Bd. 3.2014, Heft 2, S. 98-106.
    Werse, B.
  • Drifting in and out of Dealing - results on career dynamics from the TDID project. In: Friendly Business: International Views on Social Supply, Self-Supply and Small-Scale Drug Dealing, Eds.: Bernd Werse, Christiane Bernard. 2016, pp 93-120.
    Werse, B., Müller, D.
    (See online at https://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-10329-3_6)
  • Drogenkleinhandel und Social Supply. In: von Heyden M., Jungaberle H., Majić T. (eds) Handbuch Psychoaktive Substanzen. Springer Reference Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg, 2016, pp 1-18.
    Werse, B., Kamphausen, G.
    (See online at https://doi.org/10.1007/978-3-642-55214-4_59-1)
  • Women as social suppliers and retail dealers – qualitative results from a German sample. In: Friendly Business: International Views on Social Supply, Self-Supply and Small-Scale Drug Dealing, Eds.: Bernd Werse, Christiane Bernard. 2016, pp 121-143.
    Bernard, C.
    (See online at https://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-10329-3_7)
  • “The distribution of illicit drugs” (TDID) – general results. Quantitative findings from a study on socially inconspicuous drug users and dealers in Germany. In: Friendly Business: International Views on Social Supply, Self-Supply and Small-Scale Drug Dealing, Eds.: Bernd Werse, Christiane Bernard. 2016, pp 71-91.
    Werse, B., Bernard, C.
    (See online at https://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-10329-3_5)
 
 

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