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Differenziertheit und zugrunde liegende Prozesse der unbewussten Verarbeitung von emotionalen Gesichtsausdrücken
Antragsteller
Professor Dr. Dirk Wentura
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2010 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 177190853
Das Projekt zielt auf die Untersuchung der schnellen, automatischen Verarbeitung emotionaler Gesichtsausdrücke. Insbesondere wird untersucht, ob und ggfs. in welchem Maße maskiert präsentierte (d.h. mind. subjektiv unbewusste) emotionale Ausdrücke über einen globalen Valenzunterschied hinaus differenziert werden und welche Prozesse dabei zu unterscheiden sind. Die wichtigsten Ergebnisse der ersten Förderperiode waren: (a) Etablierung eines neuen maskierten Primingverfahrens, das auf früherer Forschung mit dem affektiven Priming aufbaut, (b) Bezug zu Theorien der Emotionsverarbeitung durch die Nutzung frequenz-gefilterter Bilder; (c) konvergente Evidenz durch die Adaptation eines "nahen Verwandten" des Priming-Paradigma, der sog. Misattributionsprozedur; (d) konvergente Evidenz durch die Nutzung von Elektromyographie (EMG). Diese vier Forschungslinien zeigen konvergent, dass maskierte emotionale Ausdrücke über die reine Positiv-Negativ-Unterscheidung hinaus differenziert werden. Im Detail ergab sich aber, dass drei Linien (die Misattributionsprozedur, die EMG-Studie und die Studien mit frequenzgefilterten Bildern) eine Differenzierung von Wut/Angst von Traurigkeit zeigten; dies lässt sich als Evidenz für eine "core affect"-Hypothese deuten, das heißt, dass Valenz und Arousal früh verarbeitet werden. Die Primingprozedur ergab dagegen Evidenz für ein Relevanzprinzip, da sich Wut von Angst/Traurigkeit differenzierte: Wut ist eine dominant fremd-relevant negative Emotion, da Wut eindeutige Verhaltensrelevanz für den Beobachter hat. Traurige und ängstliche Gesichter kennzeichnen zunächst einen für die Person selbst negativen Zustand; die Implikationen für den Beobachter sind mehrdeutig. Ein wichtiges Merkmal der Ergebnisse sollte hervorgehoben werden: Mit unmaskierten Primes wurden emotions-spezifische Effekte für alle vier Emotionen gefunden. Das heißt, maskierte und unmaskierte Präsentationen verursachten in der Tat verschiedene Ergebnisse. Dies gibt nicht nur der maskierten Darbietung Bedeutung, sondern zeigt auch, dass eine naheliegende Kritik - dass die Stimuli nicht alle in gleichen Maße geeignet sind, spezifische Effekte hervorzubringen - zurückgewiesen werden kann. Mit der zweiten Förderperiode sollen theoretische Erklärungsansätze für Priming- und Misattributionsparadigma getestet werden, so dass die Divergenz der Resultate geklärt wird. Insbesondere soll dies auch durch weitere EMG-Experimente geschehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Juliane Degner