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Neurokognitive Mechanismen der Wahrnehmung menschlicher Körperformen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2009 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 160707918
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Hypothese einer „konfiguralen Verarbeitung" menschlicher Gesichter geht davon aus, dass Gesichter primär auf der Grundlage der Konfiguration ihrer Bestandteile verarbeitet werden. Dabei wird von einem Kontinuum der konfiguralen Verarbeitung mit drei Ebenen ausgegangen: Menschliche Gesichter haben die gleichen Basiskonfigurationen bzw. die gleichen „first-order relations" (z.B. zwei Augen über der Nase). Die „holistische Verarbeitung" basiert auf der Tatsache, dass die einzelnen Merkmale eines Gesichts gemeinsam als eine Gestalt wahrgenommen werden. Die Verarbeitung der „second-order relations" bezieht sich auf die Distanz zwischen den beschriebenen internalen Gesichtsmerkmalen. Die Wahrnehmung eines Reizes als Gesicht basiert demnach auf der Verarbeitung der first-order relations, wohingegen für die Identifikation einer Person anhand ihres Gesichts die Verarbeitung der second-order relations notwendig ist. Konfigurale Verarbeitung wird durch den Inversionseffekt erklärt, d.h. durch eine verzögerte und weniger genaue Identifikation von Gesichtern bei Rotation um 180 Grad. Menschlicher Körperformen werden wahrscheinlich auch konfigural verarbeitet. Allerdings werden Körperformen anhand der räumlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Körperteilen identifiziert. Gesichter und Körper scheinen sich demnach bis zu einem gewissen Grad einen gemeinsamen konfiguralen Verarbeitungspfad zu teilen. Die Überlappung und Trennung dieser Verarbeitungspfade wurde in dem vorliegenden Projekt untersucht. Wir konnten zeigen, dass holistische Verarbeitungsprozesse für die Verarbeitung von Gesichtern verglichen mit Körpern ausgeprägter sind. Diese Prozesse werden im EEG durch die sogenannte P200 Komponente widergespiegelt. Die aufgezeigte Manipulation scheint dagegen für Körper deutlicher zu sein als für Gesichter, was wiederum einen Unterschied dieser beiden Reizkategorien darstellt. Die Augenpartie und die Anwesenheit des Kopfes sind für den Inversionseffekt jeweils für beide Stimuluskategorien wichtig. Dies ist wieder mit der N170 Komponente assoziiert. Neuroanatomisch sind diese Prozesse unterschiedlich repräsentiert. Die rechte FBA zeigt eine Präferenz für intakte Körper wohingegen die rechte und linke FFA diese Präferenz für intakte Gesichter zeigt. Die rechte FBA ist dazu spezialisiert auf die Verarbeitung struktureller Körperinformationen. Durch verschiedenen experimentelle Manipulation, die hauptsächlich die räumlich Anordnung sowie die aufrechte und invertierte Darstellung nutzte, konnten in diesem Projekt deutliche Parallelen, aber auch Besonderheiten in der Verarbeitung von Gesichtern und Körpern aufgezeigt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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