Detailseite
Raum und Politik : Wahrnehmung und Praxis im Frankenreich und seinen Nachfolgereichen vom 9. bis zum 11. Jahrhundert
Antragsteller
Professor Dr. Steffen Patzold
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 156391212
Die deutsche und die französische Mediävistik hegen unterschiedliche Grundannahmen über das Verhältnis von Raum und politischer Macht im frühen und hohen Mittelalter: Die französische Forschung geht davon aus, daß die Macht von Königen, aber auch von Bischöfen und weltlichen Großen wie Herzögen und Grafen auch schon vor dem 12. Jahrhundert territorial radiziert gewesen sei, sich also auf bestimmte Räume mit mehr oder minder klar umrissenen Grenzen bezogen habe. Dagegen nimmt die deutsche Forschung überwiegend an, daß erst im 12. Jahrhundert ein Prozeß der Territorialisierung eingesetzt habe, aus dem schließlich im Spätmittelalter ein neues Verhältnis von Herrschaft und Raum erwachsen sei. Diese gegensätzlichen Annahmen haben weitreichende Konsequenzen für mindestens zwei aktuelle Forschungsfelder: Sie beeinflussen tiefgreifend die Sicht der deutschen und französischen Forschung auf die staatlichen Verfaßtheit des Karolingerreiches und deren weitere Entwicklung in den Nachfolgereichen östlich wie westlich des Rheins bis zum 12. Jahrhundert; und sie wirken sich auf die Modelle aus, mit denen Mediävisten aus beiden Ländern zur Zeit die politische Praxis im Mittelalter beschreiben.Angesichts dessen verfolgt das hier beantragte deutsch-französische Projekt das Ziel, genauer zu ermessen, inwieweit die unterschiedlichen Geschichtsentwürfe lediglich auf divergierende nationale Forschungstraditionen zurückzuführen sind – und inwieweit sie in historischen Unterschieden in der politischen Praxis und der Vorstellungswelt in den verschiedenen Regionen gründen. Um diese Frage zu beantworten, sollen zwei methodische Herangehensweisen miteinander kombiniert werden: Zum einen gilt es, mit einem historiographie-geschichtlichen Zugriff die unterschiedliche Entwicklung der einschlägigen deutschen und französischen Arbeiten seit dem späten 19. Jahrhundert zu analysieren. Zum anderen soll in zwei transnational vergleichenden Regionalstudien – zu Schwaben und zur Provence sowie zu Sachsen und Septimanien – der Frage nachgegangen werden, wie die Zeitgenossen politisch bedeutsame Räume in ihrer Wahrnehmung und Deutung sowie durch ihr Handeln in der Praxis konstituierten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Beteiligte Person
Professorin Dr. Geneviève Bührer-Thierry