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Lesen bei Aphasie: Wortverarbeitung und Koordination von Blicksteuerung und Artikulation.

Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 15275416
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Nutzung blickbasierter Techniken in der Diagnostik und Therapie von peripheren und zentralen Lesestörungen stellt ein vielversprechendes und sinnvolles, ergänzendes Verfahren zur Diagnostik und therapeutischen Korrektur bzw. Optimierung von Wortverarbeitungsprozessen dar. Mit der Entwicklung der zeitlich-räumlichen Fixationspositionsanalyse konnte erstmals bei Patienten mit aphasischer Dyslexie gezeigt werden, dass Prozesse des verbalen Outputs von Echtzeitprozeduren der Buchstaben- und Wortverarbeitung getrennt betrachtet werden müssen. Während Dekodierungs- und Worterkennungsroutinen vorherrschend in Blickbewegungen reflektiert werden, bleibt die psycholinguistische Fehleranalyse die optimale Methode, um Enkodierungs- und Produktionsroutinen zu beurteilen. Über die diagnostische Beurteilung des Leseverhaltens anhand von Blickbewegungsanalysen hinaus wurde in unserer Arbeitsgruppe erstmalig ein blickbasiertes Wortlesetraining für aphasische Patienten entwickelt. Durch sakkadenabhängige Displaymanipulationen wird hierbei die visuelle Verfügbarkeit der Buchstabeninformation kontrolliert und dadurch effektiv eine lexikalische bzw. segmentale Lesestrategie stimuliert. Beide Leseprozeduren stehen in ständiger Wechselwirkung und leisten beim gesunden Lesen einen jeweils spezifischen Beitrag zur Wortverarbeitung. Der kombinierte Therapieansatz führte bei nahezu allen Patienten zu signifikanten Verbesserungen der Lesefähigkeiten hinsichtlich der Gesamtanzahl der Fixationen, Gesamtlesezeit und Lesegenauigkeit. Obwohl für viele aphasische Patienten das Lesen von Texten ein höchst relevantes Therapieziel darstellt, fand die Behandlung aphasischer Lesestörungen auf Textebene in Studien bislang kaum Berücksichtigung. In einem Pilotprojekt zum Textlesen bei leicht beeinträchtigten Patienten konnten wir mit der Methode der Blickbewegungsanalyse Veränderungen von Leseprozessen aufzeigen, die deutlich über die Wortebene hinausgehen. Inwieweit sich diese Ergebnisse auf Patienten mit mittelschweren Lesestörungen übertragen lassen, sollte in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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