Politikwissenschaft
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Debatte um die Notwendigkeit eines europäischen Gemeinschaftsbewusstseins sowie um die Chancen und Hindernisse in der Herausbildung einer europäischen kollektiven Identität an Dynamik gewonnen und eine Flut an Publikationen hervorgebracht. Ungeachtet dessen ist die Forschung nach wie vor mit dem Problem konfrontiert, dass die bisherigen Befunde aufgrund von Konzeptionalisierungs- und Messproblemen wenig robust sind und sich häufig widersprechen. Das Projekt konzentrierte sich auf die Aufgabe, Konzeptionalisierungs- und Messprobleme in der Untersuchung europäischer kollektiver Identitätsbildung zu entschärfen. In Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse meiner Projektarbeit stehen zwei zentrale Argumente: Erstens, sollte künftige Forschung zu europäischer Identitätsbildung den Zwei-Ebenen-Charakter kollektiver Identitäten systematischer als bisher berücksichtigen. So sollten wir unter anderem mehr darüber in Erfahrung bringen, wie die individuelle und kollektive Ebene einer europäischen Identität miteinander verknüpft sind. Wie, zum Beispiel, beeinflussen Selbst-Bild und Gruppendefinition der Europäischen Union die Bereitschaft der EU-Bürger, sich mit ihren EU-Mitbürgern und der Europäischen Union als Gruppe europäischer Bürger zu identifizieren? Zweitens, benötigen wir eine konsequente Unterscheidung zwischen dem individuellen Bewusstsein der „Zugehörigkeit" einerseits und dem individuellen Bewusstsein der „Zusammengehörigkeit" andererseits. Weil sich beides auf unterschiedliche Formen der Beziehung zwischen Individuum und Gruppe bezieht, sollte es im Interesse analytischer Klarheit nicht länger gleichgesetzt werden. Das bedeutet auch, den Gemeinschaftssinn der EU-Bürger künftig über das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit der EU-Bürger statt über ihr Bewusstsein der Zugehörigkeit zur EU (oder Bindung an die EU) zu operationalisieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2010). „Wir" und „die Anderen" - Europäische Identitätsbildung als Konstruktion von Gemeinsamkeit und Differenz. In: Zeitschrift für Politik 57 (4): 413-433
Kaina, Viktoria
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(2011). Why do We Trust Strangers? Revising the Institutional Approach to Generalized Trust Creation. In: West European Politics 34 (2): 282-295
Kaina, Viktoria