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Sozial benachteiligte Jugendliche in pädagogischen Maßnahmen am Übergang Schule-Beruf. Sozialisationserfahrungen, biographische Fähigkeiten und Kompetenzen und nachhaltigkeit von schulpädagogischen Maßnahmen.

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 143791143
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Anders als in bisherigen Untersuchungen am Übergang Schule-Beruf folgte das Forschungsprojekt explizit der Subjektperspektive, um den je individuellen (Miss-)Erfolg der Maßnahmen SchuB und FAuB im Kontext der Biographien der jugendlichen Teilnehmer und damit die Nachhaltigkeit zwei Jahre nach Beendigung dieser zu erklären. Als Forschungszugang wurde der Ansatz der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung gewählt. Dementsprechend wurden mit Jugendlichen biographische (Leitfaden-)Interviews (29 SchuB, 23 FAuB) und mit einem Teil ihrer Eltern (9 SchuB, 8 FAuB) ebenfalls Leitfadeninterviews geführt. Auf der Basis biographischer Fall-Portraits sowie der ausgewerteten Elterninterviews konkretisierte sich im kontrastiven Vergleich eine Typologie der Biographien ehemaliger SchuB-Schüler und FAuB-Teilnehmer: Typus A - Elementare biographische Brüche; Typus B - Latente biographische Beeinträchtigungen; Typus C - Phasenweise biographische Gefährdungen; Typus D - Selbstorientierung und Bedürfnisbefriedigung. Jeder der vier Typen ist gekennzeichnet durch je spezifische biographisch relevante Thematiken und lebensgeschichtliche Verläufe sowie elterliche Interaktions- und Unterstützungsformen, welche im Zusammenhang mit der biographischen Relevanz der Maßnahme gelesen werden können. D.h. die (schul-)biographischen Hintergründe liefern zentrale Anhaltspunkte dafür, mit welchen persönlichen sowie sozialen Voraussetzungen und biographischen Vorerfahrungen in den Sozialisationsinstanzen Schule, Familie und Peers die Jugendlichen in die Maßnahme hineinkommen und inwiefern die Förderung daran anknüpfen kann, so dass die Maßnahme im besten Fall biographisch bedeutsam bzw. nachhaltig wirken kann. Das Projekt hat empirisch und theoretisch zu zentralen wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt. Theoretisch hat sich der Blick aufgrund der empirischen Analysen verschoben. War zu Beginn des Projekts die Frage nach dem biographischen Kompetenzerwerb und Übergang von Schule-Beruf zentral, verschob sich die Forschungsperspektive auf das biographische Werden der Jugendlichen. Einher gingen damit theoretische Diskussionen über anthropologische Fragen von Fähigkeiten/Kompetenzen des Menschen, der Identitätsbildung in der Moderne, der Normativität von Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Leistungsorientierung oder Zuverlässigkeit sowie über die Bedeutung von biographischem Lernen. Relevant wurden jugendtheoretische Fragen, die die Thesen von Entwicklungsaufgaben in der Jugendphase eher kritisch erscheinen lassen, wodurch zugleich ein theoretisches Konstrukt, das Jugend in den Kontext einer Generationenordnung stellt, an Bedeutung gewann. Empirisch konnte die Lücke um die Frage nach der biographischen Nachhaltigkeit bei Jugendlichen, die an schulpädagogischen Maßnahmen teilgenommen haben, geschlossen werden. Hier zeigte sich, dass der Bildungsabschluss gerade für solche Jugendliche zum Problem wird, die in problembehafteten Interaktions- und Beziehungskonstellationen in der Familie, mit den Freunden und der Schule leben. Es fehlt ihnen an Ressourcen und Unterstützungsformen sowie Selbstwirksamkeit zur Ausbildung von basalen, lebensbewältigenden Handlungskompetenzen und folglich einem Interesse an schulischem Lernen. Die Sozialpädagogen und Lehrer konnten bei den Typen A, B und C in je spezifischer Weise Lern- und Bildungsprozesse bei den Jugendlichen anregen. Die Nachhaltigkeit von solchen pädagogischen Maßnahmen stellte sich dann ein, wenn die Jugendlichen sie beeinträchtigende biographische Erfahrungen so bearbeiten konnten, dass sie anschlussfähig an moderne Muster der Handlungsbefähigung und Lebensorientierung werden, die modernen Muster der Identitätsbildung entsprechen. Nicht beantworten konnte das Projekt die auftauchende Frage, welche pädagogischen Konzepte die Pädagogen verfolgen, da dies nicht Anlage des Projekts war.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011): Die biographische Relevanz (schul-)pädagogischer Fördermaßnahmen am Übergang Schule-Beruf. In: bwp@ Spezial 5 – Hochschultage Berufliche Bildung 2011, Workshop 01
    Ecarius, J./ Berg, A./ Hößl, S.E.
  • (2012): Peergroup – Ressource oder biographische Gefährdung? In: Ecarius, J./ Eulenbach, M. (Hrsg.): Jugend und Differenz. Aktuelle Debatten der Jugendforschung. Wiesbaden, S.161-181
    Ecarius, J./ Hößl, S.E./ Berg, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-531-92088-7_8)
  • (2012): Reversion schulischer Erfahrungen in Biographien von Jugendlichen in berufsvorbereitenden Fördermaßnahmen – der Typus phasenweiser biographischer Gefährdungen. In: Ittel, A./ Merkens, H./ Stecher, L. (Hrsg.): Jahrbuch Jugendforschung. 11. Ausgabe 2011. Wiesbaden, S. 47-75
    Berg, A./ Ecarius, J./ Hößl, S. E.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-531-19717-3_2)
 
 

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