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Philologie und Rassismus. Diskurs und Gegendiskurs in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien im 19. Jahrhundert
Antragsteller
Professor Dr. Markus Messling
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 141846252
Anliegen des Projektes ist eine systematische Untersuchung des Beitrags der europäischen Philologie zur Herausbildung und Entwicklung des rassistischen Diskurses im 19. Jahrhundert. Der Beitrag der Philologie als Sprach- und Textwissenschaft mit kulturellem und ethnographischem Anspruch zum Rassismus ist unbestreitbar: Er besteht in der Vermengung von sprachlichen, schriftsystemabhängigen und textkulturellen Kategorien mit den kognitiven Fähigkeiten der Sprecher/Schreiber anderer Kulturen. Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, ob die Annahmen der Philologie tatsächlich derart homogen mit der intellektuellen Hegemonie und letztlich dem rassistischen Diskurs Europas in eins zu setzen sind, wie dies von dem palästinensisch-amerikanischen Kulturwissenschaftler Edward W. Said in Orientalism. Western Conceptions of the Orient (1978) wirkmächtig und folgenreich behauptet worden ist. Während Saids These in Bezug auf Literatur, Malerei und andere kulturelle Produktionen in den letzten Jahren kritisch modifiziert worden ist, steht eine systematische Aufarbeitung in Bezug auf die Entstehung und Entwicklung der Philologie selbst noch aus. Eine solche kann aber nur in einem größeren europäischen Kontext behandelt werden, weil der Rassismus kein nationales Phänomen (gewesen) ist und die Philologie im 19. Jahrhundert einen internationalen Denkraum darstellt. Aufgrund der mannigfaltigen Kulturtransfers und Modellbildungen bietet sich dabei eine Untersuchung zu Deutschland und den großen romanischen Nachbarn (Frankreich, Italien, Spanien) an. Die These ist dabei, dass es zu Zeiten eines hegemonialen eurozentrischen Diskurses in der Philologie bereits Ansätze zur Formierung eines Gegendiskurses gab, der später politisch in der Idee der Alterität relevant geworden ist.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen