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Kollektive Getreidespeicherburgen in Nordafrika zwischen baulichem Verfall, Erhalt als Kulturerbe und touristischer Umwidmung
Antragsteller
Professor Dr. Herbert Popp
Mitantragsteller
Professor Dr. Mohamed Ait Hamza; Professor Dr. Abdelfettah Kassah
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 136990639
In den Ländern des Maghreb existiert seit Jahrhunderten der die Kulturlandschaft prägende Siedlungstyp der kollektiven Getreidespeicherburgen für die Aufbewahrung agrarischer Erträge in semi-nomadisch geprägten Regionen am Nordrand der Sahara. Dieser Siedlungstyp ist derzeit durch unterschiedliche, aber zeitgleich auftretende Tendenzen betroffen: (a) Verfall und sukzessives Verschwinden dieser Gebäude, da sie nicht mehr genutzt werden; (b) Wachsendes Interesse auf nationaler und globaler Ebene an dem Siedlungstyp als Kulturerbe, dem man einen Denkmalschutzstatus auf nationaler Ebene und als (künftiges) Weltkulturerbe zuspricht; (c) Externes Interesse an einer Aufwertung und Umnutzung der Getreidespeicherburgen für die Zwecke eines Kultur- und Heritage-Tourismus einer europäischen, kaufkräftigen Klientel; (d) Entstehen eines historischen Bewusstseins auf lokaler Ebene bei den (berberischen) Bewohnern, die die baulichen Zeugen der Vergangenheit wertschätzen und das Erbe der Vorfahren erhalten wollen. Daneben gibt es auch die Zielsetzung, das Produkt „Kollektivspeicherburgen“ touristisch zu vermarkten. Es laufen mehrere divergierende Prozesse, Interessen und Ziele um die Getreidespeicherburgen herum ab: (a) Unterschiedlichkeit der Nutzungen und des baulichen Zustandes; (b) Neue Formen einer Erschließung und Inszenierung touristischer und nicht-touristischer Art dieser Speicherburgen; (c) Konflikte und Inkompatibilitäten zwischen Akteuren auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene (europäische touristische Reiseveranstalter im Kulturtourismus, europäische Event- und Projektentwickler, staatliche maghrebinische Ministerien, lokale Bevölkerung), die jeweils pro Maßstabsebene und Staat ebenfalls differieren können. Das komplexe Geflecht von Beziehungen zwischen Verfall, Schutz als Kulturerbe und touristischer Umnutzung der Getreidespeicherburgen soll in komparativer Sicht (Marokko, Tunesien) den Kernbereich des Projektes auf empirischer Basis ausmachen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Marokko, Tunesien