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Wirksamkeit angeleiteter Selbsthilfe für Eltern von Kindern mit externalisierenden Verhaltensstörungen im Alter von 4 bis 11 Jahren

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 133348400
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Elterntrainings stellen für die Behandlung von expansiven Störungen wie die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und die Störung mit oppositionellem Trotzverhalten eine wichtige Behandlungsoption dar. Die Evidenzbasierung spricht gegenwärtig vor allem für Elterntrainings auf behavioraler Grundlage. Es ist jedoch unklar, ob dieser Ansatz den nicht-behavioralen Verfahren überlegen ist. Letztere sind gegenwärtig nur unzureichend untersucht und in der Literatur finden sich nur sehr wenige direkte Vergleichsstudien zwischen den Verfahren. Ziel der gegenwärtigen Untersuchung war es, beide Ansätze im Rahmen zweier angeleiteter Selbsthilfeprogramme zu untersuchen. In beiden Interventionsbedingungen erhielten die Eltern über einen Zeitraum von 5 Monaten acht Elternhefte sowie zehn beratende Telefongespräche. Besonderheiten der Untersuchung waren die Berücksichtigung eines Multiinformantenansatzes, bei dem insgesamt fünf verschiedene Beurteilerperspektiven berücksichtigt wurden (Kliniker unverblindet, Kliniker verblindet, Teilnehmer, Partner, Erzieher/Lehrer) sowie Messungen bis zu 1 Jahr nach Interventionsende (nur Teilnehmerurteil). In die Studie wurden insgesamt 149 Familien eingeschlossen. Zielgruppe waren Eltern von Kindern im Alter von 4 bis 11 Jahren mit der Diagnose einer ADHS oder einer Störung mit oppositionellem Trotzverhalten. Zum Postmesszeitpunkt direkt nach Interventionsende konnte auf den vier primären Ergebnisparametern (ADHS-Symptome, oppositionelle Symptome im verblindeten klinischen Urteil und Teilnehmerurteil) lediglich ein Behandlungsvorteil bei oppositionellen Symptome im verblindeten klinischen Urteil ermittelt werden. Auf den sekundären Ergebnisparametern bestanden im Urteil des Partners und des Erziehers/Lehrers zu diesem Messzeitpunkt gar keine Gruppenunterschiede. Im Teilnehmerurteil ließen sich jedoch auf einigen erziehungsbezogenen Maßen stärkere Verbesserungen für die verhaltenstherapeutische Bedingung nachweisen, die aber beim 1-Jahres-Follow-up nicht mehr bestanden. Über Mediatoranalysen ließ sich zusätzlich zeigen, dass in der behavioralen Gruppe Symptomabnahmen beim Kind vor allem durch die bessere Modifikation dysfunktionaler elterlicher Attributionen erklärt werden konnten. Zusammenfassend hat diese Studie keine hinreichenden Belege für die Überlegenheit eines behavioralen Ansatzes gegenüber einem nicht-behavioralen Vorgehen erbracht. Die Ergebnisse dieser Studie weisen auf die Notwendigkeit für verstärkte Forschungsaktivitäten im Bereich der nicht-behavioralen Interventionen hin. Gegebenenfalls ist dieser Ansatz ebenso wirksam oder stellt für einige Familien eine sinnvolle Behandlungsalternative dar. Andererseits ist anzumerken, dass das behaviorale Programm vor allem kurzfristig entweder statistisch bedeutsam oder zumindest im Trend dem nicht-behavioralen Programm auf einigen Ergebnisvariablen überlegen war. Wichtig sind daher Replikationsstudien mit nach Möglichkeit noch größeren Behandlungsgruppen, um auch kleinere Effekte statistisch aufdecken zu können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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