Mobile Kommunikation, Telematisierung des Alltags und der Wandel medialer Praktiken
Final Report Abstract
Das Projekt untersuchte die Nutzung und Bedeutung des mobilen Telefons im Alltag der Menschen und insbesondere im öffentlichen Raum. Zur Erfassung des Gegenstandes wurde ein multimethodisches, exploratives Vorgehen gewählt. Diese Vorgehensweise stellt für den spezifischen Gegenstand als auch die kommunikationswissenschaftliche Disziplin eine innovative Herangehensweise dar, die sich in jeder Hinsicht als fruchtbar und gewinnbringend erwiesen hat. Es kamen Beobachtungen, Beobachtungen mit anschließender Befragung, Gruppendiskussionen, ein qualitatives Experiment sowie eine standardisierte Befragung zum Einsatz, wobei die Methoden insofern miteinander verzahnt waren, in dem die Erkenntnisse einer methodischen Annäherung in die weitere Vorgehensweise einbezogen wurde. Quer über alle methodischen Schritte zieht sich auch die Verwendung visueller Verfahren. Die qualitativen Daten wurden unter Berücksichtigung der Grounded Theory Methodologie aufbereitet. Im Rahmen des Projektes wurden differenzierte Interaktionsstrategien hinsichtlich mediatisierter Kommunikation im öffentlichen Raum identifiziert. Kommunizierende im öffentlichen Raum, so zeigt die Studie, berücksichtigen die Erfordernisse des Kontextes, wobei dessen spezifische Reglements sowie ferner grundlegende Normen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens bedeutsam sind. Zudem verweist die empirische Analyse auf die Bedeutung mediatisierter Kommunikation in Bezug auf die Alltagsmuster der Menschen, die gewissermaßen einen Metarahmen oder -kontext der Nutzung darstellen. Mobile Kommunikation, so zeigte sich hierbei, dient im Kontext von Aktivitätsmustern dazu, deren weiteren Verlauf zu bestimmen und die Aktivitäten mit anderen zu koordinieren. Die Studie thematisiert weiterhin die Einbindung mediatisierter Kommunikationsstrategien in Bewegungsabläufe im öffentlichen Raum. Es wird dabei deutlich, dass in öffentlichen Kommunikationssituationen sowohl die Nutzer als auch ihr Umfeld ein gewisses Gespür für das Handeln im Raum entwickelt haben, wodurch Störungen, wenn sie denn auftreten, schnell überwunden werden können. Geht man davon aus, dass jedes neue Medium mit Blick auf die bisherigen kommunikativen Alltagspraktiken zunächst Eruptionen mit sich bringt, die dann aber, über einen Prozess der Aneignung zu einer (Re-)Normalisierung führen, so sprechen die Befunde für eine Normalisierung einer Kommunikationsordnung des öffentlichen Raumes. Das Projekt leistet eine multimethodisch basierte Betrachtung kommunikativer Praktiken im öffentlichen Raum und beschreibt vor dem Hintergrund der Nutzung des Mobiltelefons im öffentlichen Raum zentrale Aspekte einer Mediatisierung des Alltags. Die empirischen Erkenntnisse evozieren zudem theoretische Überlegungen nicht zuletzt mit Blick auf eine Modellierung mediatisierter interpersonaler Kommunikation.