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Elefanten und Elfenbein als Indikatoren interkontinentaler Beziehungen im 3. und der 1. Hälfte des 2. Jts. v.Chr. Interdisziplinäre Studien zu Austauschsystemen im westlichen Mittelmeerraum, dem atlantischen Nordwestafrika und Südwesteuropa

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 130948209
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Innerhalb der Laufzeit des Projekts konnten wir nicht nur einen vollständigen Katalog der Elfenbeinobjekte des Neolithikums bis zur Bronzezeit des Maghreb vorlegen, sowie den in einem Vorgängerprojekt erstellten Katalog der in das Chalkolithikum und die Frühe Bronzezeit datierenden Elfenbeinobjekte der Iberischen Halbinsel vervollständigen, sondern es wurde zum ersten Mal auch eine ganze Serie von naturwissenschaftlichen Analysen zur Bestimmung des exakten Rohmaterials und seiner Herkunft angefertigt. Für den Maghreb lässt sich ab ca. 4000 v. Chr. ein echter Beginn und gleichzeitig ein erstes Maximum der Elfenbeinobjekte feststellen. Dieser erste Höhepunkt einer Verwendung von Elfenbeinobjekten nach einem ersten vereinzelten "Experimentieren" mit Elfenbein scheint in Nordwestafrika mit einer Zunahme von saharanischen Elementen in Form der kammverzierten Keramik bzw. Keramik des Typs Rouazi-El Kiffen und Ashakar in Marokko bzw. wie allgemein Kamm- und Wiegetechnikverzierungen der Keramik, Straußeneier und flächenretuschierte Pfeilspitzen, verbunden zu sein. Vermutlich führte die Austrocknung der Sahara am Ende der "African Humid Period" zu Bevölkerungsbewegungen aus der Sahara Richtung Norden. Mit diesen Bevölkerungsgruppen kamen während des 4. Jts. v. Chr. sowohl die Kenntnis der Elfenbeinverarbeitung als auch die Nordafrikanischen Elefanten selbst in den Maghreb und in Reichweite kontemporärer Gruppen der Iberischen Halbinsel. Dies führte, wie die naturwissenschaftlichen Analysen belegen, am Ende des 4. Jts. v. Chr. zur Ausbildung eines Austauschnetzwerkes von afrikanischem Elfenbein mit der Iberischen Halbinsel welches zumindest bis an das Ende der Frühbronzezeit (ca. 1650 v. Chr.) aktiv war. So belegen die naturwissenschaftlichen Untersuchungen in jedem Fall die große Vielfalt des in dieser Zeit auf der Iberischen Halbinsel verwendeten Rohmaterials, afrikanisches und asiatisches Elfenbein, solches des "Elephas antiquus", des Pottwals und in der jüngeren Frühbronzezeit auch des Flusspferdes. Es lassen sich zudem seit Beginn des Chalkolithikums zwei große Austauschnetzwerke feststellen, über die auf der einen Seite afrikanisches Elfenbein aus dem Maghreb in das Guadalquivir-Mündungsgebiet und an die spanische und portugiesische Atlantikküste gelangte. Auf der anderen Seite wurde asiatisches Elfenbein über mediterrane Routen in den spanischen Südosten und ebenfalls in das Guadalquivir-Mündungsgebiet ausgetauscht. In der jüngeren Frühbronzezeit bleibt lediglich der Austausch von afrikanischem Elfenbein von der Mittelmeerküste des Maghreb in den spanischen Südosten aktiv. Elfenbein spielte auf der Iberischen Halbinsel im Chalkolithikum eine wichtige Rolle als Prestigeobjekt und Statusanzeiger. Es dürften auch die einheimischen Eliten gewesen sein, die den Austausch von Elfenbein mit dem Maghreb gegen lokale Produkte wie bemalte Keramik, Glockenbecherkeramik und Metallobjekte organisierten. Die Teilnahme an diesen Austauschnetzwerken eröffnete zudem sozialen Gruppen im Maghreb die Chance, eine übergeordnete Stellung zu erlangen, was durch das Auftauchen erster herausragender Bestattungen verdeutlicht wird. Wie die Ergebnisse jüngster genetischer Analysen in Nekropolen der südlichen Iberischen Halbinsel anzeigen, scheinen im Rahmen dieser Austauschbeziehungen auch einzelne Personen aus dem nördlichen Afrika auf die Iberische Halbinsel gefunden zu haben. Auch wenn im Rahmen dieses Projekts vielfältige neue Erkenntnisse und Daten erhoben werden konnten, so hat sich doch auch der sehr lückenhafte Forschungsstand der Maghrebstaaten gezeigt, was die Erstellung des Katalogs sowie die Datierung der Objekte sehr stark erschwert hat. So fehlen Daten zu Siedlungen und Nekropolen des Neolithikums bis zur Bronzezeit für den Maghreb noch fast vollständig, was die Notwendigkeit zukünftiger systematischer Forschungen anzeigt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Elefanten und Elfenbein als Indikatoren interkontinentaler Beziehungen im 3. und der 1. Hälfte des 2. Jts. v. Chr. Interdisziplinäre Studien zu Austauschsystemen im westlichen Mittelmeerraum, dem atlantischem Nordwestafrika und Südwesteuropa, Deutsches Archäologisches Institut, Jahresbericht 2009, Archäologischer Anzeiger 2010/1, Beiheft, 225–227
    Th. X. Schuhmacher
  • Woher stammt iberisches Elfenbein?, Archäologie in Deutschland 4, 2009, 62-65
    Th. X. Schuhmacher – A. Banerjee
  • Die Elfenbeinfunde aus Kehf-el-Baroud (Ziaïda, Ben Slimane, Marokko) und die Frage des Nordafrikanischen Elefanten, Madrider Mitteilungen 52, 2011, 113-138
    A. Banerjee – W. Dindorf – A. Mikdad – Th. Reischmann – Th. X. Schuhmacher
  • Elfenbein des Chalkolithikums und der Frühen Bronzezeit auf der Iberischen Halbinsel. Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts, in: A. Banerjee – Ch. Eckmann (Hrsg.), Elfenbein und Archäologie, INCENTIVS-Tagungsbeiträge 2004 – 2007, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Tagungen 7 (Mainz 2011) 91–122
    Th. X. Schuhmacher
  • Pottwalelfenbein im chalkolithischen Portugal, Restaurierung und Archäologie 4, 2011, 107-119
    Thomas X. Schuhmacher – A. Banerjee
  • Contextos de producción de marfil en Valencina de la Concepción (Sevilla), in: A. Banerjee – J. A. López Padilla – Th. X. Schuhmacher (Hrsg.), Marfil y Elefantes en la Península Ibérica y el Mediterráneo, Internationale Tagung Museo Arqueológico de Alicante, 26. – 27. November 2008, Iberia Archaeologica 16,1 (Darmstadt/ Mainz 2012) 69-81
    M. Vargas – F. Nocete – Th. X. Schuhmacher
  • El marfil en España desde el Calcolítico al Bronce antiguo. Resultados de un proyecto de investigación interdisciplinar, in: A. Banerjee – J. A. López Padilla – Th. X. Schuhmacher (Hrsg.), Marfil y Elefantes en la Península Ibérica y el Mediterráneo, Internationale Tagung Museo Arqueológico de Alicante, 26. – 27. November 2008, Iberia Archaeologica 16,1 (Darmstadt/ Mainz 2012) 45-68
    Th. X. Schuhmacher
  • Los marfiles del yacimiento de Valencina de la Concepción en el contexto del Calcolítico peninsular, in: “El Asentamiento Prehistórico de Valencina de la Concepción (Sevilla). Investigación y tutela en el 150 Aniversario del Descubrimiento del Tholos de La Pastora” (Sevilla 2012) 445-460
    Th. X. Schuhmacher – A. Banerjee – W. Dindorf – F. Nocete – M. Vargas Jiménez
  • Marfiles calcolíticos en Portugal: estado de la cuestión, in: A. Banerjee- J. A. López Padilla- Th. X. Schuhmacher (Hrsg.), Marfil y Elefantes en la Península Ibérica y el Mediterráneo, Internationale Tagung Museo Arqueológico de Alicante, 26. – 27. November 2008, Iberia Archaeologica 16,1 (Darmstadt/ Mainz 2012) 95-110
    J. L. Cardoso – Th. X. Schuhmacher
  • Procedencia e intercambio de marfil en el Calcolítico de la Península Ibérica, Actes del Congrés Internacional Xarxes al Neolític, Gavà-Barcelona, Rubricatum 5, 2012, 289-298
    Th. X. Schuhmacher – A. Banerjee
  • Un taller de marfil del Bronce argárico en el yacimiento de Fuente Álamo (Cuevas del Almanzora, Almería), in: A. Banerjee – J. A. López Padilla – Th. X. Schuhmacher (Hrsg.), Marfil y Elefantes en la Península Ibérica y el Mediterráneo, Internationale Tagung Museo Arqueológico de Alicante, 26. – 27. November 2008, Iberia Archaeologica 16,1 (Darmstadt/ Mainz 2012) 121-138
    C. Liesau – Th. X. Schuhmacher
 
 

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