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GRK 1288:  Freunde, Gönner, Getreue. Praxis und Semantik von Freundschaft und Patronage in historischer, anthropologischer und kulturvergleichender Perspektive

Fachliche Zuordnung Geschichtswissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12406603
 
Das Graduiertenkolleg soll persönliche, den Familien- und Verwandtschaftskontext überschreitende Nahbeziehungen in unterschiedlichen Zeiten und Kulturen im Spannungsfeld zwischen symmetrischen Loyalitätsbindungen (Freundschaft von Gleichgestellten) und asymmetrischen Beziehungen (Patronage/Klientel) untersuchen. Nahbeziehungen dieser Art stellen ein offensichtlich universales, in allen Gesellschaften und Kulturen in unterschiedlicher Weise anzutreffendes Phänomen dar. Dies lässt sie geeignet erscheinen, im epochen- und kulturübergreifenden Vergleich analysiert zu werden. Dabei sollen bewusst die Themenkomplexe Freundschaft und Patronage miteinander verbunden werden. Nur so kann einerseits die Genese des modernen Ideals einer streng symmetrischen, von utilitaristischen Erwägungen freien, eher affektiven Freundschaftsbeziehung in ihrem historischen Kontext deutlich werden und andererseits eine Perspektive vermieden werden, die Patronage auch in vormodernen Gesellschaften nur unter instrumentellen Gesichtspunkten sieht.
Das Graduiertenkolleg soll sich thematisch an einer Reihe zentraler Fragen orientieren, die die Semantik von Freundschaft und Patronage, die historischen Konjunkturen der Freundschaft und die besondere Bedeutung interkultureller und geschlechtergeschichtlicher Aspekte ebenso einbeziehen wie die Verbindungen zwischen spezifischen Formen der Freundschaft und der politischen Kultur einer Gesellschaft.
Auch die ökonomischen Aspekte solcher Beziehungen (gegenseitige wirtschaftliche Unterstützung) und die sozialen Praktiken, die Freundschaftsbindungen durch Gewährleistung von Zuversicht oder Vertrauen Dauerhaftigkeit verleihen, wären näher zu untersuchen. Unter anderem soll dabei gefragt werden, welche Werte und Normen im historischen Wandel und kulturellen Vergleich konstitutiv für die Freundschaft sind und in welchen Situationen Freundschaft und/oder Patronage in ihrer Wechselwirkung mit politischer Herrschaft als illegitim - etwa als Korruption - gelten. Das Graduiertenkolleg soll auch dazu beitragen, die Rolle von Freundschaft in modernen Gesellschaften, die lange Zeit als eher marginales, weil rein "privates" Phänomen ohne klaren institutionellen Rahmen galt, in der historischen Langzeitperspektive neu zu bewerten.
DFG-Verfahren Graduiertenkollegs
Antragstellende Institution Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Sprecher Professor Dr. Dietmar Neutatz, seit 10/2012
 
 

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