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Transition in Transgender: Therapieinduzierte Veränderungen in Gehirn und Verhalten

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2009 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 123678164
 
Transgender Personen identifizieren sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht und wollen als Person des anderen Geschlechts leben und akzeptiert werden. Erst in den letzten Jahren haben Öffentlichkeit und Medien der Thematik mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Die Zahl der Betroffenen scheint höher als ursprünglich angenommen. Transgender Personen sind oft schweren Diskriminierungen ausgesetzt und haben ein höheres Risiko für eine schlechtere psychische und körperliche Gesundheit. Viele Transgender Personen streben eine Hormonbehandlung oder eine geschlechtsangleichende Operation an. Eine in letzter Zeit wachsende Zahl von Bildgebungsstudien untersuchte bisher die strukturellen und funktionellen Korrelate von Transgender, und fand Zeichen der Feminisierung in einigen geschlechtsdimorphen Hirnregionen bei Transfrauen, wie auch entsprechend Zeichen der Maskulinisierung bei Transmännern. Die Datenlage ist insgesamt nach wie vor begrenzt und kann daher nur eingeschränkt die Annahme stützen, dass das Gehirn eine plastische Veränderung infolge therapeutischer Maßnahmen in Richtung des gewünschten Geschlechts zeigt. Zudem haben die meisten Studien mit einer Reihe von methodischen Problemen zu kämpfen, darunter kleine Stichproben und fehlende Kontrollgruppen oder fehlende Vergleiche zwischen Transfrauen und -männern.Das vorliegende Projekt verfolgt einen longitudinalen Ansatz, um die Effekte der gegengeschlechtlichen Hormontherapie auf Gehirn und Verhalten zu quantifizieren, indem Hirnstruktur und -funktion über einen Zeitraum von 6 Monaten nach Beginn der Therapie erfasst werden. Neben psychopathologischen Ratings und Fragebögen zu Stress, Emotionen und subjektivem Wohlbefinden wie auch Lebensqualität, messen wir Verhalten und neuronale Korrelate mittels zweier Paradigmen, die unsere bisherigen Ergebnisse weiterführen, aber auch in den visuellen Bereich in Hinblick auf geschlechts- und selbstbezogene visuelle Prozesse erweitern. Darüber hinaus werden wir die Hypothese eines neurobiologischen Geschlechterkontinuums im menschlichen Gehirn prüfen, die die Validität einer binären Geschlechterkonzeptualisierung in Frage stellt. Basierend auf funktioneller Konnektivität und Fragebogendaten werden wir datenbasiert Machine Learning Algorithmen verwenden, um die Geschlechtsidentität jeder Person unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht zu klassifizieren. Da wir dies bereits erfolgreich bei unseren existierenden Daten angewandt haben, streben wir zunächst eine Kreuzvalidierung in einer neuen, hier zu rekrutierenden Stichprobe an. Mit den Längsschnittdaten werden wir jedoch vor allem überprüfen, ob Hormontherapie zu einer reduzierten Klassifizierungsgenauigkeit aufgrund der therapieinduzierten Annäherung an das Wunschgeschlecht führt. Wir hoffen, dass solche bio-behavioralen Marker der Geschlechtsidentität klinisch und gesellschaftlich relevantes Wissen im Bereich der Transgender Forschung befördert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Danilo Bzdok
 
 

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