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Langzeitaufmerksamkeit für bedrohliche Stimuli in Abhängigkeit von Ängstlichkeit und Copingstil

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2009 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 118660434
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zum Ende der Projektphase zeigt sich folgendes Bild: Neben der Erstellung des Stimulusmaterials wurde sowohl das Design als auch die Methodik zur Auswertung der Similarity Rating Task neu er- und überarbeitet. Der aufgrund vieler notwendiger Veränderungen zeitintensive Prozess der Entwicklung der Aufgabe brachte jedoch zahlreiche Verbesserungen und führte zu einer hohen Standardisierung der von uns entwickelten Similarity Rating Task. Es wurden zwei Sets der Similarity Rating Task erstellt, eines mit weiblichen Stimuli mit den Hauptdimensionen Affekt und Gewicht und ein Set mit männlichen Stimuli mit den Hauptimensionen Affekt und Kleidungsstil. Untersuchungen zur Retest- und Paralleltestreliabilität haben sehr zufrieden stellende Ergebnisse gezeigt, sodass die Aufgabe geeignet erscheint, um interindividuelle Unterschiede in Prozessen der Langzeitaufmerksamkeit reliabel zu untersuchen. Es zeigte sich, dass Ängstliche (Frauen) ihre Aufmerksamkeit auf die Affektdimension lenken und somit das Ähnlichkeitsurteil anhand dieser Dimension fällen. Ängstlichkeit steht somit auch in positivem Zusammenhang zu stärker kontrolliert ablaufenden Komponenten der Aufmerksamkeitsausrichtung im Sinne der Langzeitaufmerksamkeit. Dies ist ein bedeutsamer Befund, da kognitive Angstmodelle für diese späte Stufe der Informationsverarbeitung divergente Vorhersagen treffen. Die Ergebnisse stehen somit in Übereinstimmung mit den kognitiven Theorien von Wells und Matthews (1994), Eysenck (1997) sowie Bar-Haim et al. (2007), nicht aber zu Williams et al. (1997) und Mogg und Bradley (1998). Dabei ist zu beachten, dass der Effekt nur für Frauen gefunden werden konnte. Allerdings postuliert keine der vorliegenden Theorien solche Geschlechterunterschiede. Vergleichbare Befunde fanden sich nichtsdestotrotz auch schon im Rahmen neurophysiologischer Studien, die eine unterschiedliche Verarbeitung bedrohlicher Stimuli bei Männern und Frauen zeigen konnten. So fanden beispielsweise sowohl Williams et al. (2005) als auch Thomas et al. (2001), dass die Aktivierung der Amygdala von Männern/Jungen bei mehrmaliger Präsentation bedrohlicher Stimuli abgeschwächt ist, während bei Frauen/Mädchen die Aktivierung konstant blieb. Da bei der Similarity Rating Task die Stimuli mehrfach gezeigt werden, könnten die Ergebnisse im Sinne einer solchen Habituation bei ängstlichen Männern nicht aber bei ängstlichen Frauen interpretiert werden. Die Befunde legen nahe, dass bisherige kognitive Modelle nicht differenziert genug erscheinen und Geschlechterunterschiede berücksichtigt werden sollten. Im Gegensatz zu den theoriekonformen Ergebnissen im Zusammenhang mit Ängstlichkeit konnten keine Zusammenhänge zu repressivem Coping gefunden werden. Eine Hauptursache ist in der Klassifikation von Repressern zu sehen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009). What you see depends on who you are - The interpretational bias in anxiety. 10. Arbeitstagung der Fachgruppe Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik, Landau, 27.- 30.09.2009.
    Gebhardt, C. & Mitte, K.
  • (2010). Do they look the same? Anxiety and long-term attention to threat. 31st World Conference on Stress & Anxiety Research, 4. bis 6.August in Galway, Irland
    Mitte, K. & Gebhardt, C.
  • (2012). Do anxious individuals misinterpret emotional expressions? Direct and indirect measures of interpretation bias in anxiety. 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 23. bis 27. September in Bielefeld
    Gebhardt, C. & Mitte, K.
 
 

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