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Neuedition der Skaldendichtung

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2009 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 114666721
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In den vorliegenden Bänden der Neuedition der Skaldischen Dichtung des skandinavischen Mittelalters ist es gelungen, Editionen zu erarbeiten, die zum einen den modernen Standards der Editionsphilologie entsprechen, zum anderen diesen sehr bedeutenden Teil der skandinavischen mittelalterlichen Literatur in Übersetzung und Kommentaren einem breiteren Publikum zugänglich machen. Das liegt zum Teil an der Wahl der englischen Sprache für Übersetzung, Einleitung und Kommentare, zum Teil auch an der sehr präzisen Übersetzung, die bisweilen bis an die Grenzen des sprachlich Möglichen geht. Die Editionen entstanden in kritischer Auseinandersetzung mit den vorliegenden Editionen und der Sekundärliteratur ca. eines Jahrhunderts (seit der Erstedition durch Finnur Jónsson 1912-15). Davon zeugen umfangreiche Kommentare zu einzelnen umstrittenen und schwierigen Strophen. Ein guter Teil der früheren Arbeiten musste dabei revidiert werden: So wurden z. B. Kombinationen von Strophen zu erschlossenen Gedichten (die meisten Gedichte sind als Einzelstrophen oftmals in unterschiedlichen Kontexten überliefert) wieder aufgelöst und die Strophen entweder als eigenständige Werke (Fragmente) ediert oder zu wahrscheinlicheren Gedichtformationen verbunden. Ebenso wurden manche problematischen Annahmen – z. B. über die komplexe Wort- und Satzstruktur der Strophen – ad acta gelegt und Interpretationen gefunden, die eher der natürlichen Wortfolge entsprachen. Hilfreich dabei waren insbesondere die sog. kenningar, bisweilen komplexe Umschreibungen, die traditionelle Muster variieren. Ihre Struktur war eine Art Wegweiser durch die Strophen, dessen Regeln eingehalten werden mussten. Deswegen werden in diesen Editionen die kenningar exakt übersetzt und entschlüsselt, was allerdings die Übersetzungen oftmals schwer lesbar macht. Die sorgfältige Sichtung der Handschriften, z. T. unter Einbeziehung bisher vernachlässigter Handschriften ergab u. U. neue Lesungen und Interpretationen. Ein wesentlicher neuer Gesichtspunkt war, dass der Editor die Strophen nicht durch die Kombination verschiedener Handschriften erstellen sollte, sondern möglichst einer Handschrift treu bleiben sollte, was u. U. zu neuen Interpretationen führte. Eine weitere Neuheit dieser Edition ist die Prämisse, Emendationen möglichst zu vermeiden. Auch diese Regel führte zu neuen Interpretationen. Eine besondere Neuheit sind die umfangreichen Kommentare. Sie erklären linguistische, metrische, lexikographische Besonderheiten des Strophentextes. Vor allem aber dienen sie der Interpretation der Strophen unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Tradition und in Auseinandersetzung mit ihr. Ein absolutes Novum in einer Edition skaldischer Dichtung ist die Aufnahme der in Runen tradierten Dichtung. Eine steigende Zahl von Funden mit metrischen Inschriften, insbesondere in Norwegen, lenkte den Blick auf diese Tradition, deren Textzeugen häufig älter sind als die Handschriften der Skaldik. Da es metrische Inschriften nicht nur in Norwegen gibt, sondern auch in Schweden und Dänemark kam ein stattliches Corpus von metrischen Runeninschriften zusammen. Strophen im skaldischen Metrum Dróttkvætt in Inschriften sind zwar überliefert, aber vor allem in Schweden und Dänemark selten, dort wird in erster Linie das traditionelle Metrum Fornyrðislag benützt. Gewiss, es mag ungewöhnlich erscheinen, hier von „Skaldischer“ Dichtung zu sprechen, und man muss gewiss den Begriff über die Grenzen der Dichtung für Fürstenhöfe weiten, um all das integrieren zu können. Das trifft aber auch auf andere Bereiche des Dichtungscorpus der Edition zu.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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