Detailseite
Eine vergleichende Studie nigerianischer Koranmanuskripte des 16. Jh. und modernem Kanembu - Sprachwandelprozesse anhand historisch-religiöser Quellen
Antragsteller
Professor Dr. Roland Kießling
Fachliche Zuordnung
Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung
Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 106413802
Alte schriftliche Quellen sind im sub-saharanischen Afrika rar. Im Jahre 1958 wurden arabische Koranmanuskripte in Nordnigeria entdeckt, die sich ins 16. Jht. zurückdatieren lassen und mit Kommentaren in einer archaischen Varietät des Kanuri-Kanembu, einer bedeutenden Sprachgruppe des Tschadseegebiets, versehen sind. Diese Old Kanembu genannte Sprache, inzwischen belegt in einem Korpus von 3200 digitalisierten Seiten, gilt als frühestes linguistisches Zeugnis einer sub-saharanischen Sprache. Eine andere - sakrale - Varietät des Old Kanembu, die unter islamischen Gelehrten als „Tarjumo bekannt ist, wird noch heutzutage zur Koranrezitation verwendet.Das Projekt zielt auf die Dokumentation und Analyse dieser unbekannten afrikanischen Manuskriptkultur in ihren sozialen und linguistischen Bezugsrahmen und wird hierdurch sowohl die Grundlagen der vergleichenden Saharanistik wie auch die der afrikanischen Manuskriptologie deutlich erweitern. In Anknüpfung an Resultate eines englischen Forscherteams und in Zusammenarbeit mit der Hamburger Forschergruppe „Manuskriptkulturen in Asien und Afrika sollen eine linguistische Studie des Old Kanembu anhand der Manuskripte, eine soziokulturelle und linguistische Analyse des Tarjumo sowie eine dialektologische Studie des modernen Kanembu erstellt werden. Diese Studien versprechen beträchtlichen Erkenntnisgewinn für folgende Bereiche: (a) die synchrone und historische Grammatik saharanischer Sprachen, (b) die Soziologie afrikanischer Manuskriptkulturen und ihre historische Dynamik, (c) die religiösen Ursachen des Sprachwandels, (d) die Migrationsgeschichte und linguistisch-kulturelle Assimilationsprozesse in der Tschadseeregion sowie (e) die Entwicklung islamischer Unterweisung in Westafrika.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Beteiligte Personen
Professor Dr. Michael Friedrich; Professor Dr. Phillip Jagger