Die Siedlung Oberderdingen-Großvillars „Flehinger Weg“ lässt Unterschiede in der Bischheimer und MK-Siedlungsstruktur erkennen. Die Bischheimer Keramik stellt sich mit Flachboden und Zeilenmotivik als eigene Lokalgruppe dar. Neun absolute Daten für dieses Bischheim liegen im 44./43. Jh. calBC. Für die epirössener Gruppen wurden 21 C14-Daten neu in Auftrag gegeben, bekannte zusammengestellt. Erstmals werden Daten für Merdingen, BBOB, Entzheim, Fazies Riegel und ein jüngeres rheinisches Bischheim vorgelegt. Demnach laufen Merdingen, BBOB sowie älteres rheinisches und östliches Bischheim parallel, mit Beginn im (46.)/45. Jh. calBC. Ihnen folgen ein jüngeres Bischheim, BBOB, Neckarbischheim und Schwieberdingen im 44./43. Jh. calBC. Fazies Riegel erscheint nicht als ältere Ausprägung von Entzheim, sondern als jüngere Lokalvariante. Entzheim, Riegel, Schussenried und MK II sind als zeitgleich anzusehen (43./40. Jh. calBC). Entzheim kommt damit als Ursprung der MK kaum infrage. Illustriert werden die Verhältnisse über GIS-gestützte Kartierungen der epirössener (n=569) und MK- Fundstellen (n=179). – Veranschaulicht werden zudem Lagemerkmale der Erdwerke und unbefestigten Siedlungen. Nach Abschluss des Projekts liegen neue Daten für Großvillars, für Bruchsal „Aue“ und Heidelsheim „Altenberg“ vor. Mit ihnen ist für den Kraichgau keine Überlappung der absoluten Zeiträume für Bischheim und die MK darzustellen. Dies gilt auch für das angrenzende Rheinland-Pfalz (Hochstadt) und das Neckarland. Für Stufe MK I lässt sich in Süddeutschland mangels geschlossenem Befund allerdings kein sicheres absolutes Datum vorlegen. Im Erdwerk von Bruchsal „Aue“ wurden zunächst beide konzentrischen Gräben zugleich angelegt. Bei Umbauten wurden dann mindestens fünf Erdbrücken entfernt und ein Quergraben angesetzt. Stratigrafisch sind drei Eintragsphasen festzustellen, wahrscheinlich noch eine vierte. Im äußeren und inneren Graben umfasst die erste Eintragsphase Keramik der Stufen MK I/IIa, II und späte MK II: Elf C14-Daten liegen zwischen 4250–4000 calBC. Auf diese folgend ist im äußeren Graben die Eintiefung eines zweiten Grabens festzustellen, während im inneren Graben der zweite Eintrag in die Mulde des vorhandenen Grabens erfolgte. Die Keramik umfasst die Stufe MK III; 13 C14-Daten für beide Gräben liegen zwischen 3950–3800 calBC. Eine weitere Eintragsphase mit Keramik der Stufe MK IV korreliert ebenfalls mit Probenergebnissen zwischen 3950–3800 calBC und kennzeichnet vorallem den Quergraben, der während MK IV – mit repräsentativ gestaltetem Tor – angesetzt worden sein dürfte. Die jüngsten Daten um 3700 und Keramik der Stufe MK V dürften in die Zeit nach der aktiven Pflege der Grabenanlage fallen. Die dokumentierten 31 Gruben gehören verschiedenen Nutzungszeiten an; in der Regel fundarm fallen sie durch Deponierungen von Ur-Gehörnen, einem Ferkel- und einem Hundeskelett auf. In 6 Gruben im Nordosten des Areals fanden sich Reste von 16 menschlichen Individuen, die nach Altersstruktur und Position meist als Sonderbehandlungen angesehen werden können. Zahlreiche Einzelknochen von Menschen aus den Gräben weisen auf unterschiedliche Genese und Taphonomie. Für das namengebende Erdwerk von Untergrombach „Michaelsberg“ wurde durch geophysikalische Untersuchung ein Gesamtplan mit zwei Umfassungsgräben und einem im Nordosten angeschlossenen Quergraben ermittelt. Im Südwesten wurde über zwei geomagnetische Anomalien mögliche terrassenartige Einebnungen lokalisiert. Sie dürften einem durch W. Bauer dokumentierten Befund entsprechen, der über C14-Daten und Keramik als Michelsberger Hausplatz interpretiert wird. Die Untersuchung eines Grabenkopfs des inneren Grabens ergab eine Holzverbauung. Acht C14-Ergebnisse für die Verfüllung zwischen 3940 bis 3800 calBC deuten auf eine relativ rasche Verfüllung während MK III/IV (4a nach Höhn) hin. Proben aus Grube 119 mit Ösenkranzflasche und Grube 137 mit flachbodigen Vorratsgefäßen fallen in das 39.–37. Jh. calBC. Ergänzt wird die chronologische Einordnung der späten Michelsberger Kultur und der Munzinger Gruppe im Kraichgau durch eine Synopse dendrodatierter MK-Funde aus dem Voralpenraum. Gegenüber dem bisherigen Ansatz ist namentlich der Beginn von MK IV bereits in der Mitte des 39. Jh. v.Chr. hervorzuheben. Zum Verhältnis menschlicher Deponierungen und Siedlungsaktivitäten wurden AMS-Daten erstellt. Demnach liegen zeitlich versetzt genutzte Befunde (vollständige Skelette, „Etagenbestattungen“: „Aue“, Höfingen) und zeitgleich angelegte Befunde vor (Einzelknochen und vollständige Skelette: „Michelsberg“; Handschuhsheim; „Aue“). Dies spiegelt die heterogene und komplexe Befundlage der jungneolithischen Skelettfunde und die jeweils erforderliche Interpretation des Einzelbefunds.