Das beschaffte Gerät ist ein Grid-fähiges WLCG-Computer-Cluster für die Datenanalyse und –simulation in der Teilchenphysik. Die Teilchenphysik an Hochenergiebeschleunigern ist geprägt durch ein hohes Maß an spezifischem Computing für die Analyse und Simulation hochenergetischer Teilchenkollisionen. Die Arbeitsgruppe ist mit vier Professuren beteiligt am ATLAS-Experiment am Large Hadron Collider LHC bei CERN in Genf. Das ATLAS-Experiment liefert seit 2009 ausgezeichnete Daten von Proton-Proton-Kollisionen bei Schwerpunktsenergien von 7 bzw. 8 TeV. Diese Daten haben zu einer weltweit beachteten Fülle an neuen Resultaten geführt, angeführt von der im Sommer 2012 veröffentlichten Entdeckung eines neuen Teilchens, das in seinen bislang bekannten Eigenschaften mit denen des Higgs-Bosons des Standardmodells übereinstimmt. Neben den Suchen nach dem Higgs-Boson, an denen die Bonner Arbeitsgruppen stark beteiligt sind wurden eine Vielzahl von Ergebnissen aus den Gebieten Suche nach Supersymmetrie, Eigenschaften des Top-Quarks, Messung der Produktion von W- und Z-Bosonen, Identifikation von b-Quarks und tau-Leptonen erzielt. Bonn stellt derzeit 54 Autoren beim ATLAS-Experiment, davon 34 Doktoranden. Außerdem arbeiten 14 Master-Studierende im Rahmen des ATLAS-Experiments in Bonn. Das beschaffte Computing-Cluster stellt die apparative Grundlage für die in Bonn durchgeführten Datenanalysen und daraus resultierenden Veröffentlichungen dar. Im Rahmen des ATLAS-Experiments sind zahlreiche Publikationen in referenzierten Zeitschriften innerhalb der ersten drei Nutzungsjahre des Clusters entstanden bei denen Bonner Autoren maßgeblich beteiligt waren. Im ersten Jahr der Datennahme (2009) wurde das Cluster vor allem für das sog. „Commissiong“ eingesetzt. Hierbei ging es darum, die Antworten der Detektorsysteme zu verstehen und deren Simulation entsprechend anzupassen. Die wichtigsten Arbeiten betrafen die Kalibration des in Bonn mit-gebauten Pixel-Detektors sowie erste Studien zur Identifikation von Tau-Lepton. Bei der Suche nach dem Higgs-Boson hat Bonn zwei Schwerpunkte: die Suche nach dem Zerfall in ein Paar von Tau-Leptonen (hier mit dem Schwerpunkt supersymmetrischer Higgs-Bosonen) und in ein Paar von b-Quarks. Zu beiden Analysesträngen gab es mehrere Veröffentlichungen mit den Daten der Jahre 2010-2012. Bei der Suche nach Supersymmetrie wurden erstmals Suchen in Endzuständen mit hadronisch zerfallenden Tau-Leptonen durchgeführt und veröffentlicht. Bei den ersten Messungen des Top-Quarks lagen die Schwerpunkte auf der Messung der (im Vergleich zur Paarproduktion) seltenen Einzelproduktion über die elektro-schwache Wechselwirkung sowie in der Entwicklung neuer Methoden zur Top-Quark-Massenmessung. Über die Nutzung im Rahmen des ATLAS-Experiments hinaus wird das Gerät eingesetzt für die Interpretation der ATLAS-Ergebnisse zur Suche nach Supersymmetrie innerhalb des Fittino-Projekts, das federführend in Bonn durchgeführt wird. Hier werden rechenintensive globale Fits an alle verfügbaren Daten durchgeführt. Im Rahmen der Entwicklung neuer Detektoren wird das Gerät für die Simulation der elektrischen, mechanischen und thermischen Eigenschaften neuer Detektoren, insbesondere einer Zeitprojektionskammer für den International Linear Collider eingesetzt. Des weiteren wurde das Gerät genutzt für Analysen im Rahmen des ZEUS-Experiments (Messung von Charm- und Bottom-Produktion) und des D0-Experimente (Suche nach Supersymmetrie) sowie für Datenanalyse und Simulation im Rahmen des Belle-II-Experiments in Japan. Das Computing-Cluster wurde als skalierbares System aufgebaut und wird transparent und gemeinsam genutzt mit Computing-Ressourcen der Astroteilchenphysik-Gruppe von Prof. M. Kowalski sowie teilweise auch für Rechnungen und Simulation in gemeinsamen Projekten mit der theoretischen Physik genutzt.