Detailseite
Urbane Schaub-Plätze. Orte des Okkulten als Experimentierfeld zwischen Wissenschaft, Kunst und visueller Kultur
Antragstellerin
Professorin Dr. Christina von Braun
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 74013535
Schau-Plätze des Okkulten entstehen Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der medizinischen Klinik (experimentelle Psychologie), der Salons/Seancen und der visuellen Kultur, in denen paranormale Phänomene inszeniert und wissenschaftlich gedeutet werden. Orte des Okkulten werden in einem dreifachen Zugriff als Schwellenraum zwischen Wissenschaft, Religion und visuellen Medien begriffen und anhand der Felder von Vereinigungen, Orden, Zeitschriften, Schriftenreihen, Fotografien und Filmen auf ihre wechselseitigen Dynamisierungen und Inszenierungsformen hin untersucht: a) auf epistemologische Verschiebungen in Abgrenzung zur Psychopathologie bei der Erforschung paranormaler Zustände. Zugänge zum Unsichtbaren/Übersinnlichen werden in der Wechselwirkung wissenschaftlicher und religiöser Konzepte in Bezug auf die Interdependenzen verschiedener Wissensformen rekonstruiert, die in einer Psychologie des Okkulten zur Pathologisierung des Paranormalen und seiner Vertreter führen. b) auf den urbanen Raum als Ort institutioneller und personeller Verflechtungen, an dem um 1900 Medien und Mechanismen der frühen Unterhaltungsindustrie sich des Okkulten bemächtigen. In den medialen und künstlerischen Darstellungstechniken werden virtuelle Realitäten avant la lettre erzeugt, die als Inszenierungsformen von Schwellenerfahrung vergeschlechtlichte und psychische Deutungsmuster des Wahnsinns verhandeln. c) als medialer Schwellenraum wird die Technologie der Bilder als Figur des Dritten zwischen Wissenschafts-, Medien und Geschlechtergeschichte untersucht. Mit der experimentellen Beobachtung psychischer Phänomene der Überschreitung/des Übersinnlichen eröffnet sich ein epistemologisches und mediales Feld, in dem die strategische und regulative Wirkungsweise von Bildern für die moderne Wissensentwicklung des Wahnsinns im Zentrum steht.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen