Im Forschungsvorhaben DYNASICHT wurde eine Methode zur prospektiven Analyse und Bewertung der Fahrersicht in mobilen Maschinen mit virtuellen Techniken entwickelt (DYNASICHT-Methode). Kern der Methode ist das virtuelle Abbild kompletter Arbeitsprozesse von Mensch und Maschine in einem Entwurfswerkzeug der Produktentwicklung. Dazu werden in einem interaktiven Maschinensimulator ausgewählte Merkmale zum Fahrer- und Maschinenverhalten erfasst und im realen Maschineneinsatz validiert. Die Datenaufnahme basiert auf einem Blick- und Bewegungserfassungssystem sowie dem Logging dynamischer Maschinendaten. Auf dieser Grundlage werden real ausgeführte Körper- und Blickbewegungen von Menschen mit real ausgeführten Maschinenbewegungen und Umweltinteraktionen in einer Animationssoftware mit Menschmodell-Plugin vereint. Resultat ist eine virtuelle Umgebung für weiterführende, rein virtuelle Experimente mit anthropometrischen Nutzerkollektiven und Konstruktionsvarianten. Die Bewertung der Sicht erfolgt mit prozessbezogenen Analyseverfahren, die auf quantifizierbaren Merkmalen beruhen. Damit lassen sich sichtkritische Prozesszustände im Mensch-Maschine-Umwelt-System identifizieren und ihre Ursachen ermitteln. Die im Vorhaben entwickelte Methode hebt sich durch die Einbeziehung der Prozessmerkmale sowohl von Mensch als auch Maschine und ihren hohen Realitätsbezug von bekannten Verfahren zur Sichtanalyse ab. Die Methode bzw. einzelne Verfahrensschritte sollen sowohl im Produktentwicklungsprozess als auch bei der Normungsarbeit zur Maschinensicherheit eingesetzt werden. Die Auswerteverfahren beziehen sich zwar auf die Fahrersicht, in der virtuellen Experimentierumgebung lassen sich auch andere Aspekte der Mensch-Maschine-Interaktion bewerten. Dazu zählen Körperhaltungsanalysen oder die Bewertung des Fahrverhaltens der Maschine. In Feldversuchen lagen prozesskritische Sehobjekte häufig außerhalb des optimalen Blickfeldes von 30°. Deshalb wurde bei den Untersuchungen im interaktiven Maschinensimulator zusätzlich zum Bewegungserfassungs- auch ein Blickerfassungssystem eingesetzt. Im Ergebnis der Feldversuche sind im Simulator ein 23t-Radlader und Szenarien mit hohem Rückfahranteil umgesetzt worden. Das Fahren kompletter Arbeitsspiele erforderte den zusätzlichen Ausbau der Direktsicht im Simulator (Nahsicht, Rücksicht). Im Ergebnis der Datenaufbereitung ist ein virtuelles Abbild kompletter Arbeitsprozesse von Mensch und Maschine in einem Entwurfswerkzeug erstellt worden. Dabei wurde festgestellt, dass die Kollisionsorte der Sehstrahlen mit Maschinen- und Umgebungsmodellen nicht genau mit den Orten übereinstimmen, die in den Videos der Blickerfassung als Sehziele markiert waren. Die Ursache lag im Summenfehler der Datenkette. Um diese zu durchbrechen, kann ein zusätzliches Kopf-Tracking oder die direkte Bestimmung der Fixationsorte aus den Eye-Tracking-Videos mit photogrammetrischen und computergrafischen Verfahren helfen. Das erfordert weitere Forschungsarbeiten. Die im Vorhaben entwickelten Bewertungsverfahren liefern quantifizierte Aussagen zu Sichtprozessen bei mobilen Arbeitsmaschinen und setzen daher keine eindeutige Objektidentifikation voraus. Damit wurde die prozessbezogene Körper- und Blickdynamik von Maschinenführern bestätigt.