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Die Politik der Friedenskonsolidierung: Eine Analyse der Instrumente Übergangsjustiz, Aussöhnungsinitiativen und Vereinheitlichungspolitiken in Nachkriegsgesellschaften

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2008 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 72455432
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekts The Politics of Building Peace untersuchte, unter welchen Bedingungen die Instrumente Transitional Justice, Aussöhnungsinitiativen und Vereinheitlichungspolitiken zur Transformation von antagonistischen Konfliktstrukturen nach Bürgerkriegen beitragen. Als Fallbeispiele dienten die Nachkriegsgesellschaften Sierra Leone, Mosambik, Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien, in denen die gewaltsamen Konflikte zu ähnlichen Zeitpunkten durch einen Friedensvertrag beendet wurden und die Konfliktparteien nach wie vor in einem Land zusammenleben. Im Laufe der Forschung erwiese es sich als sinnvoll, vor allem auf den Aspekt der Transitional Justice zu fokussieren, da die anderen Bereiche diesem untergeordnet werden konnten. Ein wichtiges Fazit der Studie ist, dass sich in Nachkriegsgesellschaften politischer Einfluss, sowohl national als auch international, entscheidend auf die Errichtung, Arbeitsweisen und Ergebnisse von Transitional Justice auswirkt. Die Fälle Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien illustrieren, wie Institutionen durch internationalen Druck errichtet und dann zum Spielball nationaler bzw. ethnischer Auseinandersetzungen wurden. Auch in Sierra Leone wurden zwei Transitional Justice Institutionen nach vorwiegend internationalen Vorgaben und Vorstellungen eingerichtet, doch spiegelte sich dies nicht in den Politiken auf nationaler Ebene wider, da die Aufarbeitung der Vergangenheit des Bürgerkrieges nicht im Interessen der herrschenden Eliten war. Der Fall Mosambik verdeutlicht, dass zu einem Zeitpunkt, zu dem Transitional Justice noch nicht zu einer globalen Norm avanciert war, weniger internationaler Druck bestand, derartige Institutionen zu errichten. Auch hier haben sich nationale, politische Interessen - in Form einer gewünschten Amnestie - durchgesetzt. Bezüglich der Wirkung von Transitional Justice Mechanismen kommt die Studie trotz systematischer Fallauswahl zu keinem verallgemeinerbaren Schluss, sondern zeigt, dass der soziale, politische, ökonomische und kulturelle Kontexte einer Nachkriegsgesellschaft diese entscheidend bedingt. In Bosnien und Herzegowina sowie in Kroatien ist vor allem der Grad der gespaltenen Gesellschaft hervorzuheben, der sich entscheidend auf Wahrnehmung und Wirkung dieser Friedenskonsolidierungsmechanismen auswirkt. Im Gegensatz dazu zeigt sich in den beiden afrikanischen Fällen, dass für die meisten Menschen (vor allem in ländlichen Gebieten) die Organisation des täglichen Lebens eine übergeordnete Rolle spielt und der Wunsch nach formeller Aufarbeitung eher gering bleibt. Allerdings stellte sich in Mosambik und Sierra Leone auch heraus, dass im alltäglichen Leben bereits Prozesse und Strategien, mit einer gewaltvollen Vergangenheit umzugehen, vorhanden sind. Die Bedeutung solcher „gewöhnlichen” Vergangenheitsarbeit – die in den Diskussionen zu Transitional Justice oft übersehen wird – wurde dadurch in den Vordergrund gerückt. Ein bedeutende Leistung des Forschungsprojekte ist daher, dass die Spezifika der jeweiligen Nachkriegsgesellschaft und deren Einfluss auf die Perzeption von Transitional Justice in die Analyse der Aufarbeitungsprozesse inkludiert wurden. Vor allem durch die langen Feldforschungsaufenthalte, die den Projektmitarbeiter/innen einen umfassenden Einblick in das politische aber auch alltägliche Leben der Nachkriegsgesellschaften ermöglichten, konnten Perspektiven aufgezeichnet werden, die eine nur auf Mechanismen beschränkten Analyse nicht zum Vorschein gebracht hätte. Das Forschungsprojekt hat somit einen bedeutenden Beitrag zur Kontextualisierung von Friedenskonsolidierungsinstrumente geleistet und trägt zum aktuellen, international geführten Diskurs über transitional justice from below bzw. einer placebased perspective ein.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Nach Krieg, Gewalt und Repression. Vom schwierigen Umgang mit der Vergangenheit (AFK-Friedensschriften Band 35), Baden-Baden: Nomos
    Buckley-Zistel, Susanne und Kater, Thomas
  • Gender in Transitional Justice, Basingstoke: Palgrave Macmillan
    Buckley-Zistel, Susanne und Stanley, Ruth (Hrsg.)
  • Transitional Justice Theories, Abindgon: Routledge
    Buckley-Zistel, Susanne; Koloma Beck, Teresa; Braun, Christian und Friederike Mieth (Hrsg)
  • Transitions from Violence. Special Issue of the International Journal of Conflict and Violence, 7 (1)
    Buckley-Zistel, Susanne und Bonacker, Thorsten (Hrsg.)
 
 

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