Messen und Erklären des Erfolges wirtschaftlicher Konzentrationen in Deutschland
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mehrere Partialtheorien und konzeptionelle Ansätze zielen auf eine Erklärung des wirtschaftlichen Erfolgs von Betrieben in räumlicher Konzentration, wie er in zahlreichen Fallstudien beschrieben wird. Empirische Forschungsarbeiten waren bislang auf Primärerhebungen oder auf Auswertungen hoch aggregierter Daten angewiesen, um die postulierten externen Effekte zu messen. Die Selektivität und Vergröberung dieser Ergebnisse ist dabei von Nachteil. Mikrodaten der amtlichen Statistik bieten seit einiger Zeit die Möglichkeit, den relativen Erfolg von Betrieben in räumlicher Konzentration und in Streulage empirisch zu untersuchen. Als Indikatoren wurden Beschäftigte, Umsatz, Auslandsumsatz und abgeleitete Variablen aus den Jahresergebnissen der Vierteljährlichen Produktionserhebung 1995 bis 2006 sowie ggf. der Erhebung industrieller Kleinbetriebe 1995 bis 2001 gewählt. Unterschiede zwischen den Strukturen belegen Wachstumsunterschiede der Vergangenheit, Wachstumsvergleiche der untersuchten Jahre aktuelle Prozesse. Methodisch wurden Vergleiche zwischen Mittelwerten der Indikatoren verwendet, getrennt nach Betrieben in Konzentrationen und Streulage und auf den Ebenen von Deutschland insgesamt, von Branchen und von einzelnen Konzentrationen. Branchen und Konzentrationen wurden der Habilitationsschrift von Brenner (2004) entnommen. Signifikanztests (T-Test, Levene-Tests, ggf. Welch-Tests) zeigen die Wahrscheinlichkeit überzufälliger Abweichungen zwischen den Mittelwerten auf. Quartilsvergleiche sowie Vergleiche zwischen den Betriebsgrößen geben Hinweise auf Verteilungen. Die Betriebe in den Konzentrationen weisen auf der Bundesebene insgesamt signifikant höhere Werte für fast alle Strukturindikatoren auf, aber nur eingeschränkt für Wachstumsindikatoren. Vergleiche auf Quartilsebene zeigen, dass dem dynamischsten Viertel der Betriebe eine zentrale Bedeutung zukommt und sich die anderen Quartile zwischen Konzentration und Streulage weniger stark unterscheiden. Die dynamischen Betriebe treten offenbar in größerem Ausmaß in Konzentrationen auf als außerhalb und sind Ursache für die höheren Werte in den Konzentrationen. Auf Branchenebene zeigt sich für 39 Teilbranchen (i.d.R. Dreisteller nach WZ) eine deutliche Differenzierung. Neben Branchen für die der Standort in keinem Fall der 12 Struktur- und Wachstumsindikatoren eine signifikante Rolle spielt treten Branchen mit signifikanten Werten für Konzentrationen oder für Streulagen. Die Ergebnisse relativieren die Bedeutung postulierter positiver externer Effekte, die differenzierten Wirkungen sind eine Herausforderung für Grundlagenforschung und Wirtschaftspolitik.