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Die evolutionäre Dynamik von Sender-Empfänger-Spielen: mathematische Grundlagen und Anwendung von der Linguistik (A06#)

Subject Area General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Economic Theory
Term from 2008 to 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 13226603
 
Die Anwendung der Spieltheorie auf die Analyse von Alignment-Phänomenen in der sprachlichenKommunikation - die insbesondere in den Teilprojekten A2 und A3 verfolgt wird - wirft eine Reihevon Grundlagenfragen auf, die das mathematische Instrumentarium der Spieltheorie selbst berühren.Frank Riedel verfügt als international anerkannter Experte auf dem Gebiet der mathematischenGrundlagen der Spieltheorie über die nötige Expertise, um diese Fragen in Kooperation mitGerhard Jäger, einem spieltheoretisch arbeitenden Linguisten, zu untersuchen. Das hier beantragte Teilprojekt soll sich diesen theoretischen Fragen anhand konkreter linguistischer Problemstellungen widmen.In ihrer biologischen Entwicklung unterliegt die Menschheit, soviel ist seit Darwin klar, den Gesetzen der Evolution, also den Prinzipien der Selektion und Mutation. In vielerlei Hinsicht ist aber auch die soziale Entwicklung der Menschheit durch ähnliche evolutionäre Prinzipien geprägt. So wird eine Firma eher im Wettbewerb bestehen, wenn sie höhere Gewinne oder niedrigere Kosten als ihre Konkurrenten aufweist. Aus historischer Linguistik, Soziolinguistik und Kreolistik sind viele Fälle bekannt, in denen eine linguistische Konvention durch eine weniger markierte — also in metaphorischem Sinne überlebensfähigere — Variante verdrängt wird. Es liegt daher nahe, sowohl in ökonomischen wie in linguistischen Zusammenhängen evolutionäre Modelle zu betrachten. In der Volkswirtschaftslehre haben sich evolutionäre Ansätze inzwischen etabliert. So gibt es eine reichhaltige Literatur zum Thema Lernen und Evolution in der Spieltheorie (siehe etwa Fudenberg and Levine 1998 für einen Überblick) und in allgemeiner Gleichgewichts– und Finanzmarkttheorie (Blume and Easley 2002). In der Linguistik waren evolutionäre Denkansätze schon seit dem 19. Jahrhundert stets präsent. In den letzten zehn Jahren erleben sie sowohl in der historischen Linguistik als auch in Bereichen der Computerlinguistik eine Renaissance. Ziel des Projektes ist es, das analytische Instrumentarium der evolutionären Spieltheorie zur Erklärung der Eigenschaften von natürlichen Sprachen heranzuziehen. Die naheliegenden linguistischen Anwendungen werfen jedoch Modellierungsfragen auf, die die mathematischen Grundlagen der evolutionären Spieltheorie berühren. Insbesondere ist bei den meisten realistischen Modellen linguistischer Phänomene der Strategieraum unendlich, während die üblichen spieltheoretischen Lösungskonzepte eigentlich nur im endlichen Fall sinnvoll anwendbar sind. Weiterhin fokussieren evolutionäre spieltheoretische Analysen auf das Konzept der evolutionären Stabilität. Linguisten sind aber nicht nur, oder noch nicht einmal primär, an Stabilitätseigenschaften interessiert, sondern an Universalien, also Eigenschaften, die sich durch die evolutionäre Dynamik mit Notwendigkeit oder sehr hoher Wahrscheinlichkeit herausbilden — selbst in instabilen Zuständen. Nicht zuletzt liegen evolutionären Prozessen im kulturellen Kontext — wie eben bei der Sprachevolution — andere Dynamiken zu Grunde als die durch die Biologie motivierte Replikatordynamik.Das Projekt soll sich deshalb in starkem Maße den Konsequenzen der spezifischen Anforderungender linguistischen Anwendungen für die Grundlagen der evolutionären Spieltheorie widmen.Parallel dazu und in ständigem Wechselspiel sollen die so entwickelten Konzepte anhand einerReihe von Anwendungen aus verschiedenen linguistischen Teildisziplinen empirisch getestet werden.
DFG Programme Collaborative Research Centres
Applicant Institution Universität Bielefeld
 
 

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