Recensio.net - Aufbau eines epochen- und themenübergreifenden Online-Rezensionsjournals für die internationale Geschichtswissenschaft
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In der zweiten Förderphase konnte recensio.net zahlreiche Fortschritte auf technischer Ebene erzielen (Benutzerkomfort, Systemperformance, Langzeitarchivierung, Voraussetzung für die Ausstattung mit Persistent Identifiern und die Verlinkung der Rezensionen an verschiedenen Bibliothekskatalogen). Zudem wurden zahlreiche Tagungen, Diskussionen Fortbildungen und Nachwuchstreffen veranstaltet, um die Bekanntheit der Plattform möglichst flächendeckend zu sichern, was für den deutschsprachigen Bereich als gelungen bezeichnet werden darf. Besonderes Augenmerk lag auf der Verstetigung des Projekts aus Eigenmitteln der Antragsteller, die für die kommenden drei Jahre vertraglich sichergestellt wurde. Die Nachnutzung des auf Open-Source-Basis geschaffenen Angebots wurde ebenfalls erfolgreich in die Wege geleitet (auf Ebene der Metadaten, und sogar auf Ebene der Gesamtplattform). recensio.net kann auf eine aus dem Blickwinkel der Antragsteller sehr erfolgreiche Förderzeit von insgesamt vier Jahren zurückblicken: Der zweigleisige Ansatz, der ein traditionelles Konzept mit einem sehr innovativen Ansatz verbindet, hat sich im Rückblick als eine sehr gute Entscheidung erwiesen. Zwar stellte sich im Ergebnis heraus, dass der innovative Ansatz (das Angebot an Autoren, in Form von einer Art „Selbstanzeige“ ihre Publikation selbst zu präsentieren, die durch Leserkommentare anschließend zu einer „lebendigen Rezension“ anwächst) von deutlich weniger Erfolg gekrönt ist als der klassische Ansatz (die Bereitstellung von Buchrezensionen im Open Access, die zuvor in etablierten Fachzeitschriften erschienen waren). Jedoch konnte der Feldversuch, den das „Web 2.0“-Konzept darstellte, letztlich nur vor dem Hintergrund einer ansonsten sehr erfolgreichen Plattform sinnvoll getestet werden. Hätte man von Beginn an nur auf die innovative Komponente gesetzt, wäre bei ausbleibender Nachfrage schwer einzuschätzen gewesen, ob die Ursache nicht schlichtweg in einer mangelnden Kenntnis beim Zielpublikum zu suchen und somit nur eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit sei. recensio.net hat nicht zuletzt durch eine sehr rege und erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit und durch die Erfolgsgeschichte des klassischen Arms der Plattform das Gegenteil bewiesen. Zumindest für den vorliegenden Fall bleibt zu konstatieren, dass die Zeit einer breiten Akzeptanz von Web 2.0-basierten Bewertungsmechanismen in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft noch nicht gekommen ist. Umgekehrt scheint das Verfügbarmachen klassischer geisteswissenschaftlicher Textgenres (aus anerkannten Fachorganen) im Open Access die beiderseitigen Bedürfnisse von Redaktionen und Wissenschaftlern zu erfüllen. Dabei kommt angesichts der wachsenden Zahl von Plattformangeboten an die Wissenschaft der Suchmaschinenoptimierung eine immer größere Rolle zu, da die Bedeutung einer „Direktansteuerung“ generell abnimmt. recensio.net bedient auch diesen Punkt durch ein sehr differenziertes, aufwändiges Metadatenmanagement auf Einzelobjektebene sowie eine suchmaschinenfreundliche Website: www.recensio.net.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- “Building Platforms For Historians: Making Data Findable. A Critical Reflection On Some German Initiatives”, in: Journal of European Television History and Culture, No. 1/2012
Landes, Lilian
- „Flexibel, fluide, filternd. Weshalb die Geisteswissenschaften stärker von der Netzkultur profitieren sollten“, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 9 (2012), H. 2
Landes, Lilian
- „Reviewing in the Age of Web 2.0: What Does Web-Culture Have to Offer to Scholarly Communication“, in: Takševa, Tatjana (Hg.): Social Software and the Evolution of User Expertise: Future Trends in Knowledge Creation and Dissemination, Hershey, Pennsylvania, 2013, S. 147–162
Landes, Lilian
- „Rezensieren – Kommentieren – Bloggen: Wie kommunizieren Geisteswissenschaftler in der digitalen Zukunft?“, in: Bibliotheksmagazin 2/2013, S. 63–66
Landes, Lilian
- „Chancen und Nebenwirkungen: Neue und alte Formen der digitalen Alltagskommunikation in der Geschichtswissenschaft“, in: VHD Journal 2 (2014), S. 6–15
Paulmann, Johannes
- „Looking Forwards, not Back. Some Ideas on the Future of Electronic Publications“, in: Péter Dávidházi (Hg.): New Publication Cultures in the Humanities. Exploring the Paradigm Shift. Amsterdam 2014, S. 37–46
Gersmann, Gudrun
- „Von Wissenschaftlern, die nicht nur anders publizieren, sondern auch anders schreiben werden“, in: Bibliothek, Forschung und Praxis 2014; 38(2), S. 287–293
Landes, Lilian / Ceynowa, Klaus
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1515/bfp-2014-0029)