Das Projekt beschäftigte sich umfassend mit der Nutzung des Web 2.0 in Deutschland, den Einflüssen auf die Adoption und den Auswirkungen der Nutzung. Dabei wurde sowohl die Ebene des individuellen Nutzers (Mikro), die Ebene des sozialen Netzwerkes der Nutzer (Meso) und die gesellschaftliche Ebene (Makro) berücksichtigt. Der Einsatz der qualitativen Methode der Gruppendiskussion ermöglichte es, sowohl tiefgehende Einblicke in die Praktiken und Gedanken der Nutzer zu erlangen und so auch bestehende Instrumente zur Abfrage der Nutzung und zu den Gratifikationen zu erweitern. Das quantitative Verfahren der Web-Befragung erlaubte es dann, Aussagen über die Verteilung von Merkmalen unter den deutschen Internetnutzern und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Faktoren auf einer repräsentativen Basis zu tätigen. Bestätigt durch die Forschungsergebnisse ist aus unserer Sicht, dass das Web 2.0 eine soziale Innovation darstellt, die als ein einheitliches Phänomen der Internetnutzung betrachtet werden kann: Die unterschiedlichen Anwendungen zeigen trotz großer Unterschiede in der Nutzung übereinstimmende Nutzungspraktiken auf und deuten damit auf eine gemeinsame Idee hin. Obwohl etwa zehn Prozent der Internetnutzer überhaupt nicht mit dem Web 2.0 in Berührung kommen, zählt mehr als die Hälfte der Personen in der Stichprobe zu den aktiven Nutzern. Damit bestätigt sich auch die große Bedeutung, die das Web 2.0 unter den deutschen Internetnutzern erlangt hat. Bei der Betrachtung der Einflussfaktoren auf die Nutzungsaktivität im Web 2.0 konnten Zusammenhänge mit der Soziodemografie, der Mediennutzung, der Persönlichkeit und der Werte-Prägung des Einzelnen, den zu erwarteten Gratifikationen und dem sozialen Umfeld festgestellt werden. So nutzen jüngere und besser gebildete Personen das Web 2.0 mehr und aktiver. Betrachtet man die traditionelle Mediennutzung, so nutzen aktivere Web-2.0-Nutzer mehr die weniger aktuellen Medien. Bei der Internetnutzung zeigt sich, dass Web-2.0-Nutzer mit dem Internet sehr vertraut sind und eine hohe Internetaffinität und -erfahrung aufweisen. Eine weitere positive Auswirkung auf die Nutzungsaktivität hat auch die Innovationsbereitschaft der Befragten sowie deren Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten in Bezug auf das Internet und vor allem das Web 2.0. Auch die Merkmale Meinungsführerschaft und Persönlichkeitsstärke hängen stark mit der Aktivität im Web 2.0 zusammen: Viele der aktiveren Web- 2.0-Nutzer sind gleichzeitig Meinungsführer im Bereich des Internet. Als Motivation, das Web 2.0 intensiv zu nutzen, gelten Gratifikationen aus dem sozialen Bereich, wie Kontaktpflege, Kontaktsuche, Meinungsaustausch und Gemeinschaft. Desweiteren sind aktivere Web-2.0-Nutzer sozialer, leistungsbewusster und hedonistischer. Sie sind besonders gut vernetzt und sehr kommunikationsfreudig. Die Ergebnisse zu den Auswirkungen der Web-2.0-Nutzung auf das Individuum zeigen für den Bereich der Privatsphäre, dass es durch die Diffusion des Web 2.0 zu einer Zunahme der Selbstoffenbarung der Nutzer kommen kann und dass die daraus entstehenden Konsequenzen im Handeln meist zu wenig berücksichtigt werden. Bei der Frage nach Substitutionseffekten in der Mediennutzung durch das Web 2.0 zeigt sich, dass sich das Medienzeitbudget immer mehr ausweitet, so dass die Web-2.0-Nutzung zur Nutzung der traditionellen Medien hinzukommt. Aktivere Web-2.0-Nutzer haben sowohl größere Online- und Offlinenetzwerke als auch insgesamt stärkere Beziehungen. Es handelt sich also um kontaktfreudige Individuen, die ihre Beziehungen sowohl im virtuellen, als auch im nicht-virtuellen Raum intensiv pflegen. Damit steigern sie auch ihr soziales Kapital. Auf gesellschaftlicher Ebene kann nicht von einem Digital Divide 2.0 gesprochen werden. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich die bestehende digitale Spaltung in Deutschland in ähnlichem Maße wie bisher fortsetzt, aber durch das Web 2.0 nicht verstärkt.