Das Projekt untersucht in vergleichender Perspektive, in welchem Maße und mit welchem Erfolg sich moderne, demokratische europäische Gesellschaften mit eugenischen Sterilisationsprogrammen in ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und welche zivilgesellschaftlichen, kulturellen und politischen Bedingungen und Dynamiken eine solche Auseinandersetzung befördern oder behindern. Es geht davon aus, dass Sterilisationen, die unter Zwang, Druck, oder ohne Aufklärung der Betroffenen erfolgt sind, als Menschenrechtsverletzungen zu verstehen sind. Das Projekt untersucht, inwieweit, wann und warum solche Übergriffe von den betreffenden Staaten oder ihren Nachfolgestaaten als Unrecht anerkannt wurden, ob und welche Reparationspolitiken entwickelt wurden und inwieweit ein gesellschaftlicher Reflexionsprozess über die institutionellen und kulturellen Möglichkeitsbedingungen dieser Programme stattgefunden hat. Es wendet sich damit der politischen Aufarbeitung einer bisher wenig erforschten Kategorie von Menschenrechtsverletzungen zu, nämlich Menschenrechtsverletzungen im Namen eines modernistischen, biopolitischen Planungs- und Rationalitätskonzeptes. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit und unter welchen Bedingungen sich demokratische Gesellschaften von den Menschenrechtsverletzenden Implikationen dieses Rationalitätsverständnisses kritisch distanzieren.
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