Das Projekt befasste sich in historisch-soziologischer Perspektive mit der Rolle der katholischen Faschisten während des Faschismus am Beispiel Guido Manacordas und versuchte, ausgehend von dessen Biographie die Bedeutung des Intellektuellen als Schlüsselfigur des Regimes herauszuarbeiten. Daneben wurde eine Standortpositionierung der Intellektuellengruppe Manacordas vorgenommen und deren Denkstil anhand des Mannheimschen wissenssoziologischen Forschungsprogramms sowie dem der Institutionenanalyse rekonstruiert. Durch die Erschließung des Nachlasses des florentinischen Germanisten im Archivio del Novecento della Sapienza in Rom sowie weiterer Dokumente in der Biblioteca Istituto Stensen in Florenz, im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin, im Archivio Centrale dello Stato in Rom, im Vatikanischen Geheimarchiv der Vatikanstadt, im Archivio della Fondazione Primo Conti in Fiesole, im Archivio Contemporaneo ,Alessando Bonsanti' Gabinetto G. P. Vieusseux in Florenz, im Bundesarchiv Koblenz sowie im Archivio di Stato di Verona konnte seine bislang in der Forschung unterschätzte bzw. verkannte tragende Rolle in der faschistischen Diplomatie - insbesondere bezüglich der Annäherung zwischen Mussolinis und Hitler 1935-1937 sowie der Vermittlung zwischen dem deutschen Diktator und dem Papst - außerdem sein umfangreiches persönliches Engagement in der Schaffung einer europäischen faschistischen Sammlungsbewegung nachvollzogen und bewiesen werden. Manacorda kann nunmehr als einer der wichtigen Figuren in der faschistischen In- und Auslandspropaganda bezeichnet werden. Das Forschungsprojekt gibt somit Anstoß für weitere Forschungen in der faschistischen Intellektuellenbewegung und ihrem spezifischen Denkstil eines katholisch-faschistischen Synkretismus, der den Faschismus im katholischen Milieu Europas zumindest vorübergehend weitgehend anschlussfähig machte. Institutionenanalytisch stabilisierten die katholischen Faschisten das Regime darüber hinaus nach außen, indem sie durch ihre spezifische Leitidee der Romanität als Gegenentwurf zur Germanität formulierten. Sie stellten damit die hegemonialen Geltungsansprüche des konkurrierenden Dritten Reiches im Kampf um die „Neue Ordnung" Europas massiv in Frage. Als besonders fruchtbar zeichnete sich in diesem Projekt die Zusammenarbeit von Soziologen und Historikern aus, die sich insbesondere in der Rekonstruktion des katholisch-faschistischen quasi mystischen Denkstils der Intellektuellengruppierung zeitigte. Die aufgezeigten Topoi der Leitideen werden in der Habilitationsschrift von Patrick Ostermann und in Teilen in der Dissertation von Claudia Müller unter dem Aspekt der Verbindung von Religion und Politik näher beleuchtet werden. Das Forschungsprojekt wird somit in Grundzügen auch in den kommenden Jahren von zwei Projektmitarbeitern in ihren Forschungen ausgebaut. Ein erster Schritt ist bereits mit der im Juli 2010 in der Fondazione Bruno Kessler in Thent von Patrick Ostermann und Claudia Müller organisierten Tagung ,Erinnerungsorte im Grenzraum' gegangen. Die Beiträge werden in einem italienischen und einem deutschen Tagungsband veröffentlicht.