Archäometallurgische isotopengeochemische Untersuchungen frühbronzezeitlicher Bronzegegenstände aus Mitteleuropa
Final Report Abstract
Da der Fundort der Himmelsscheibe von Nebra zum erweiterten Siedlungsgebiet der Aunjetitzer Kultur gehört, das Siedlungszentrum aber südlich des sächsischen Erzgebirges liegt, wurden Metallfundeaus Böhmen und Mähren zu Vergleichszwecken untersucht. Es zeigte sich, dass die Metallsorte des Hortfundes auch in der südlichen Aunjetitzkultur selten auftritt und vorwiegend in Formen, die chronologisch dem Hortfund entsprechen, wie Spangenbarren und Absatzbeile. Die untersuchten Hortfunde aus Südböhmen lassen sich den typischen frühbronzezeitlichen Metallklassen zuordnen. Auf die ältere Frühbronzezeit (Depot 1 und 3 Nova Ves u Křemzě) entfällt das Fahlerzkupfer ohne Nickel (sog. Ösenringkupfer), auf die jüngere Frühbronzezeit (Spangen-barren) das Fahlerzkupfer mit Nickel (sog. Singener Kupfer) und bereits das ostalpine Kupfer Typ Mitterberg, auf den jüngsten Abschnitt (Depot 2 Nova Ves u Křemzě und Depot Křtěnov) ausschließlich letzteres. In Kombination mit Bleiisotopenverhältnissen sind aber alle Hort-funde außer Chvalšiny deutlich von Nebra zu unterscheiden. Damit lässt sich die Herkunft des Kupfers von Nebra aus dem Aunjetitzer Siedlungsgebiet weitgehend ausschließen, was die Identifizierung des Mitterberger Reviers als Ursprung des Metalls zusätzlich bestätigt. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch aus den Analysen aus dem Gräberfeld der jüngeren Phase der Aunjetitzer Kulturvon Rebešovice in der Nähe von Brno. Für die Messung der Isotopenverhältnisse des Kupfers wurde ein Protokoll zu Aufbereitung der Proben und der Messung erstellt. Dann wurde geprüft, ob sich dieser Parameter, ähnlich wie bei Zinn, als Indikator für Echtheitsprüfungen eignet, indem eine künstlich herbeigeführte Korrosion ein anderes Isotopenverhältnis aufweist als eine natürlich, die über lange Zeiträume entstand. Das Ergebnis war negativ und mögliche Gründe dafür wurden diskutiert. Dennoch bleibt der Mechanismus unklar und weitere Untersuchungen wären angebracht. In einem weiteren Experiment ergaben sich allerdings Anzeichen dafür, dass bei der Verhüttung von sulfidischen Erzen entgegen Behauptungen in der Literatur doch Fraktionierungen auftreten können. Interessant ist die Beobachtung an archäologischen Objekten, dass die Streuung der Kupferisotopenverhältnisse vom Neolithikum zur Frühbronzezeit kleiner wird. Offenkundig dienten im Neolithikum vorwiegend oberflächennah auftretende Verwitterungsprodukte, wie Malachit und andere Kupferoxide und –karbonate als Erzquelle, während sich mit dem Übergang zur Frühbronzezeit ein Wechsel in der Verhüttungstechnologievollzieht, so dass auch sulfidische Erze verhüttet werden können. Diese weisen tendenziell auch innerhalb einer Lagerstätte eine geringere Streuung auf als die supergenenoxidischen Kupfer-minerale. Unter den neolithischen Objekten gibt es zusätzlich eine Korrelation von Kupfer-isotopenverhältnissen und chemischer Zusammensetzung: Arsenkupfer ist deutlich und systematisch „isotopisch schwerer“ als Antimonkupfer das als „isotopisch extrem leicht“ zu bezeichnen ist.
Publications
- Archäometallurgische Untersuchungen an Funden der südlichen Aunjetitzer Kultur und ihre Bedeutung für den Hortfund von Nebra. Archaeo Plus Schriften zur Archäologie und Archäometrie der Paris Lodron – Universität Salzburg. Band 2. Tagungsband zum Zweiten Österreichischen Archäometrie Kongress 2010, Salzburg 2011, 109-113
E. Drews / E. Pernicka
- Provenance implications from trace element, Pb- and Cu-isotope signatures of Early Bronze Age hoards from Sachsen-Anhalt, Germany, Metalla Sonderheft 4, 245-246
M. Frotzscher / N. Lockhoff / G. Borg / E. Pernicka / R. Mathur