Ziel des Projektes bleibt die kulturwissenschaftliche Neubewertung der Literatur des Realismus. Das Projekt folgt der Hypothese, dass realistisches Erzählen in dauernder Wechselwirkung mit Wissenschaft und Wissen komplexe Konstellationen einer literarischen Anthropologie zeitigt, die mit Recht ›realistisch‹ heißen kann. In Absetzung von Forschungspositionen, die den literarischen Realismus »durch seine Ausgrenzungen« charakterisiert sehen, soll hier vielmehr seine »Welthaltigkeit « gezeigt werden. Die Literatur übernimmt dabei die Funktion, die lebensweltliche Relevanz des Wissens von der Welt, das in ethnographischen, naturwissenschaftlichen, geologischen und anthropologischen Schriften kontextuell produziert wird, zu generieren und zu verhandeln. Die kopräsentisch entwickelten literarischen Narrative der Konsistenzerzeugung bestimmen ihrerseits wiederum die Selektion und Ordnung des Materials wissenschaftlicher Texte. Weiterhin und davon ausgehend zielt das Projekt gemäß dem Aufstockungsantrag der Antragstellerin darauf, die universalistisch anmutenden Postulate der strukturalistischen und poststrukturalistischen Erzählforschung zum »Wesen« des Erzählens zu historisieren und ihre »Ursprünge« in den Abstraktionsbemühungen anthropologischer und ethnologischer Wissensformationen und der Literatur zwischen der Mitte und dem Ende des 19. Jahrhunderts freizulegen.
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