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Der Bauhausarchitekt Fritz Ertl im SS-Bauwesen 1940-1945.

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555638126
 
Ziel der hier beantragten Forschungsprojektes ist es, unter Nutzung biografischer, architekturwissenschaftlicher und institutionenanalytischer Ansätze die Rolle des Bauhausarchitekten Fritz Ertl im SS-Bauwesen während der Jahre 1940 bis 1945 zu untersuchen. Umfassend geklärt werden soll, in welchen Rollen und mit welchen konkreten Tätigkeiten der Architekt Ertl zur Etablierung der deutschen Vernichtungsmaschinerie beigetragen hat. Im Zentrum steht dabei die Analyse seiner Rolle bei Entwurf, Planung und baulicher Realisierung von Auschwitz-Birkenau. Im Vorhaben werden die relevanten Archivbestände im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, in weiteren Archiven in Polen, Deutschland und Österreich sowie Bestände aus Israel, Russland und den USA erstmals systematisch unter diesem Fokus ausgewertet. Um die Rolle des Architekten Ertl zu verstehen und einzuordnen, muss der historische und institutionelle Kontext näher betrachtet werden, wofür die Struktur, Arbeitsweise und sozialstrukturelle Zusammensetzung der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz, in der Ertl eine Führungsrolle innehatte, untersucht werden soll. Dabei wird es darauf ankommen, die Erkenntnisse zu den institutionellen Verfasstheiten, Strukturen und Abläufen eng mit den biographischen, akteurszentrierten Erkenntnisse zu verzahnen. Des Weiteren werden Ertls Planungen für Auschwitz, im Oktober 1941 fertigte er den Entwurf für Auschwitz-Birkenau, und deren bauliche Realisierung umfassend rekonstruiert. Und es wird zu untersuchen sein, in welchem Verhältnis seine Planungen zu sonstigen KZ-Planungen im Nationalsozialismus, zu Kriegsgefangenen- und Koloniallagern vor und im Ersten Weltkrieg sowie zu Konzepten des modernen Städtebaus standen - und welche Rolle Ertls Ausbildung am Bauhaus und das dort erlernte funktionale Gestaltungsdenken für die Entwurfstätigkeit im SS-Bauwesen spielte. Hiermit soll ein Beitrag zur Bauhausforschung und der aktuellen Diskussion um das ambivalente Verhältnis von Bauhaus/Moderne und Nationalsozialismus geleistet werden. Neben dem wissenschaftlichen verspricht sich der Antragsteller auch einen erinnerungs-kulturellen Mehrwert. Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung der Rolle von Architekten und Bauingenieuren im Nationalsozialismus. In einer angedachten zweiten Förderphase soll erstmals eine Gruppenbiographie der bisher unterbeleuchteten Tätergruppe der Architekten und Bauingenieure im Dienste der SS, kurz: "SS-Architekten", am Beispiel von Planung und Bau des KZ Auschwitz erarbeitet und im Kontext der neueren Forschungen zu deutschen Architekten-Geschichten im 20. Jahrhundert verortet werden. Dafür sind u.a. umfängliche Arbeitspakete zur Nachkriegs- und Rezeptionsgeschichte vorgesehen. Um die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sollen breitenwirksame Transferprojekte (Ausstellung, App, Monographie) entwickelt und realisiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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