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Untersuchung der phonologischen und morphologischen Evolution der jenisseischen Sprachen
Antragstellerin
Dr. Svenja Bonmann
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 554898769
Die Arbeitshypothese des Projekts besteht darin, dass Sprachwandelprozesse exakt datiert und nicht bezeugte Sprachstufen exakt rekonstruiert werden können. Eine rigorose historisch-vergleichende Untersuchung genetisch verwandter Sprachen kann sowohl (a) phonologische als auch morphologische Innovationen vermittels systematischer Lautentsprechungen und -korrespondenzen detektieren, in einem zweiten Schritt (b) Phoneme, Morpheme und Lexeme einer nicht bezeugten Ursprache mittels der vergleichenden Methode rekonstruieren, sodann Sprachwandelprozesse (c) relativ und absolut datieren und auf diese Weise (d) eine robuste Datengrundlage für weitergehende phylogenetische Fragestellungen schaffen. Dies soll im Projekt anhand einer kleinen und erst seit der frühen Neuzeit dokumentierten asiatischen Sprachfamilie gezeigt werden. Die jenisseischen Sprachen wurden einst in weiten Teilen Südsibiriens gesprochen, sind heutzutage aber vom Aussterben bedroht. Im 18. Jahrhundert gab es noch mindestens sechs Sprachen: Ketisch, Jugisch, Pumpokolisch, Arinisch, Assanisch und Kottisch. Eine rigorose ‚bottom-up‘-Untersuchung dieser sechs Sprachen ist ein bekanntes Forschungsdesiderat. Das Projekt wird systematisch die phonologische und morphologische Evolution der jenisseischen Sprachen untersuchen und dabei sowohl Eigenschaften der nicht bezeugten Vorläufersprache, des sog. Urjenisseischen, rekonstruieren als auch verschiedene Sprachwandelprozesse möglichst exakt datieren. Die Ergebnisse des Projekts werden dabei helfen, (I) makro-komparative Hypothesen mit Bezug zur jenisseischen Sprachfamilie zu veri- oder zu falsifizieren, (II) Fragestellungen zur diachronen Typologie Sibiriens auf eine solide Datengrundlage zu stellen, (III) nicht-indogermanisches Vergleichsmaterial für rekurrente Lautentsprechungen, Lautwandel, Lautgesetze und morphologische Wandel zu veröffentlichen, und (IV) zu demonstrieren, dass die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft eine exakte Wissenschaft ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen