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Vorstellungen und Bumerang-Effekte zu Mythen mit Humanbiologiebezug und ihre Relevanz für schulische Gesundheitsbildung

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 554471715
 
Die Untersuchung fachbezogener Vorstellungen von Schüler:innen, Lehramtsstudierenden und Lehrkräften ist ein bedeutender Schwerpunkt fachdidaktischer Lehr-Lern-Forschung. Ein Lernprozess, bei dem Lernende ihre Fehlvorstellungen zu wissenschaftlich angemessenen Vorstellungen verändern, wird als Konzeptwechsel definiert und kann zum Beispiel durch die Konzeptwechselstrategie Direktes Widerlegen unterstützt werden. Im Forschungsdiskurs wird der Blick vor allem auf die positiven Effekte von Instruktionsmaterial (z. B. Konzeptwechseltexte) gerichtet und vernachlässigt, dass nicht bei allen Proband:innen ein Konzeptwechsel initiiert werden kann oder einige Proband:innen langfristig zu ihren Fehlvorstellungen zurückkehren. Mythen mit Humanbiologiebezug (MytHs) sind eine spezifische Form von Fehlvorstellungen, die auf einem "wahren Kern" basieren und in einem Anwendungskontext (z. B. Lernen) durch eine Kette an Fehlschlüssen zu nicht angemessenen Handlungsempfehlungen in Bezug auf den eigenen Körper führen. Sie widersprechen damit einem Anspruch reflexiver gesundheitsbezogener Handlungsfähigkeit und erweisen sich auf Grundlage erster empirischer Erkenntnisse als robust gegenüber formaler Bildung. Ziel des Projektes ist es, die Verbreitung von MytHs im Bildungssystem systematisch zu beschreiben, die Fehlvorstellungen von Schüler:innen, Biologielehramtsstudierenden sowie praktizierenden Biologielehrkräften zu vergleichen und neue Erklärungsansätze für "scheiternde" Konzeptwechselprozesse zu identifizieren. Dafür wird in Teilstudie 1 (N = 1548) mittels Fragebogen und statistischen Analyseverfahren der klassischen Testtheorie untersucht, welchen MytHs die drei Proband:innengruppen zustimmen und inwiefern ihre Zustimmung durch kognitive Aspekte schulischer Gesundheitsbildung beeinflusst wird. In Teilstudie 2 (N = 60) wird in zwei Untersuchungsteilen (Interview und Lautes Denken) der Fokus stärker auf emotional-affektive und sozial-performative Einflussfaktoren gerichtet und mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse untersucht, wie die Proband:innen ihre Zustimmung zu MytHs begründen und wie sie auf widerlegendes Instruktionsmaterial reagieren. Durch die zwei inhaltlich und methodisch verschränkten Teilstudien an der Schnittstelle zwischen Unterrichts- und Professionsforschung werden neue Erkenntnisse dazu gewonnen, ob Biologielehramtsstudierende und praktizierende Biologielehrkräfte im Bereich schulischer Gesundheitsbildung dieselben fachlich konzeptuellen Fehlvorstellungen wie ihre Schüler:innen teilen und Bumerang-Effekte, verstanden als nicht-intendierte Rückwirkungen, widersprüchliche Befunde bei Lernprozessen mit der Konzeptwechselstrategie Direktes Widerlegen erklären können. Basierend auf sieben Forschungsfragen sollen Implikationen für den Biologieunterricht sowie die Lehrkräftebildung Biologie abgeleitet werden, die das Potenzial haben, das gesundheitsbezogene Lernen von Schüler:innen, Studierenden und Lehrkräften zu optimieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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