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Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit und ihre Implikationen für die Debatten über das Zeugnis anderer und epistemische Autorität

Antragstellerin Dr. Nastasia Müller
Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 552576003
 
Vertrauen ist ein grundlegender Aspekt menschlicher Beziehungen und sozialer Interaktionen und spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen Bereichen des Lebens. Insbesondere in den erkenntnistheoretischen Debatten vom Zeugnis anderer und epistemischer Autorität ist Vertrauen eines der wesentlichen Elemente. Aber was genau ist Vertrauen und wann ist ein Akteur vertrauenswürdig? Bisherige Auffassungen von Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit beruhen auf einer zentralen Annahme. Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit sind eng miteinander verbunden, denn Vertrauen bezieht sich auf einen Akteur. In der Literatur werden Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit als wechselseitig betrachtet. Das bedeutet, dass Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit in den meisten Darstellungen auf der Grundlage einer normativen Anforderung bewertet werden: Ein Akteur sollte dem vertrauenswürdigen Akteur vertrauen. Allerdings können Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit sowohl auf der deskriptiven als auch auf der normativen Ebene voneinander abweichen. Auf der deskriptiven Ebene kann ein Akteur einem nicht vertrauenswürdigen Akteur vertrauen. Genauso kann ein Akteur einem vertrauenswürdigen Akteur nicht vertrauen. Was die normative Ebene betrifft, so sollten wir zumindest manchmal einer nicht vertrauenswürdigen Person vertrauen. Es gibt eine Feedback-Schleife des Vertrauens. Psychologische Studien zeigen, dass, wenn ich einer Person vertrauen schenke, es wahrscheinlich ist, dass sie mir gegenüber auch vertrauenswürdig ist. Zudem sollten wir zumindest manchmal einer ansonsten vertrauenswürdigen Person nicht vertrauen, da Vertrauenswürdigkeit bereichs- (oder situations-) spezifisch ist. Anstatt Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit in Abhängigkeit voneinander zu betrachten, schlage ich vor, beide als unterschiedliche Phänomene zu verstehen. Zunächst sollten wir die deskriptive Ebene beider Phänomene betrachten. Ausgehend von einer akkuraten deskriptiven Darstellung, die sich an den jüngsten Erkenntnissen der Psychologie orientiert, möchte ich eine metaphysische Sichtweise von Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit entwickeln. Genauer gesagt möchte ich eine begriffliche Analyse der beiden Phänomene vornehmen und erfassen, was wir unter "Vertrauen" und "Vertrauenswürdigkeit" verstehen. Die metaphysische Darstellung versucht zu bestimmen, was Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit wirklich sind, und zwar unter Berücksichtigung der Möglichkeit, dass unsere derzeitigen sprachlichen Praktiken und Konzepte die beiden Phänomene nicht richtig erfassen. Auch wenn die metaphysische Darstellung nicht aus der deskriptiven Darstellung abgeleitet werden kann, liefert die deskriptive Darstellung eine Arbeitsbeschreibung für die Eigenschaften, die man zu finden hofft. Erst wenn sowohl die deskriptiven als auch die metaphysische Darstellung entwickelt sind, können wir uns der normativen Frage zuwenden, wann ein Akteur einem anderen Akteur vertrauen sollte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Axel Gelfert
 
 

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