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Public-Health-Effekte einer neuen verkehrspolitischen Maßnahme: Systemtheoretische Weiterentwicklung der Evaluationsmethoden für natürliche Experimente

Antragstellerin Dr. Kerstin Sell
Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 552256253
 
Die Evaluation politischer Maßnahmen („Policy Evaluation“) ist ein Kernanliegen im Fach Public Health, um die vielfältigen gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen dieser Maßnahmen zu untersuchen, einschließlich indirekter, unbeabsichtigter und ungerechter Auswirkungen sowie der zugrundeliegenden Wirkmechanismen. So haben politische Maßnahmen im Lebensmittel-, Wohnungsbau- und Verkehrssektor erhebliche – wenn auch oft indirekte – Auswirkungen auf die Gesundheit. Forschende adressieren diese Komplexität mit systemtheoretischen Methoden, was zunehmend auch in anderen Evaluationsansätzen aufgegriffen wird. Inzwischen werden systemtheoretische Ansätze auch bei der Evaluation politischer Maßnahmen als sogenannte „natürliche“ Experimente empfohlen, die traditionell eher engere Fragen zu direkten Effekten mithilfe rigoroser Beobachtungsstudien evaluiert. Im Rahmen des Walter Benjamin-Programms werde ich eine Brücke zwischen diesen beiden Evaluationsansätzen schlagen und eine innovative und weitreichende verkehrspolitische Maßnahme als Fallstudie nutzen: Mit dem im Jahr 2023 eingeführten „Deutschlandticket“ wurde eine beispiellose Maßnahme zur Förderung der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (ÖPNV) implementiert, die umfassende Gesundheitsfolgen haben kann. Mein Ziel ist es, das methodische Instrumentarium für Policy Evaluation weiterzuentwickeln. Ich werde eine systeminformierte Theory of Change der verkehrspolitischen Maßnahme entwickeln (Ziel 1), diese nutzen, um eine systeminformierte Evaluation der Maßnahme als natürliches Experiments zu planen (Ziel 2) und einen methodischen Leitfaden für diese Ansätze entwickeln (Ziel 3). Nach einem initialen Stakeholder-Mapping werde ich in einem Workshop mit Forschenden und Entscheidungsträger*innen eine „Systems Map“ für „ÖPNV-Nutzung und Gesundheit“ entwickeln und diese anschließend zu einer Theory of Change weiterentwickeln. Dieser Ansatz ist bisherigen Ansätzen zur Entwicklung einer Theory of Change überlegen, da er besser Komplexität abbilden kann – wurde aber in der Public-Health-Forschung noch nicht erprobt. Die zweite methodische Weiterentwicklung besteht in der anschließenden Nutzung der systeminformierten Theory of Change als Grundlage für die Planung einer Evaluation des Deutschlandtickets als natürliches Experiment, einschließlich einer umfassenden Untersuchung der Evaluierbarkeit. Das Forschungsvorhaben kann die Evaluation der komplexen Effekte und der Wirkmechanismen politischer Maßnahmen erheblich weiterentwickeln, indem es systemtheoretische Evaluationsmethoden und modernste, rigorose Ergebnisevaluationsmethoden kombiniert. Darüber hinaus werden ein Studienprotokoll und ein Forschungsantrag für die anschließende Umsetzung einer systeminformierten Evaluation des Deutschlandtickets als natürliches Experiment erstellt. Die systeminformierte Theory of Change wird von großem Interesse für Verkehrspolitiker*innen und weitere Stakeholdergruppen in Deutschland und darüber hinaus sein.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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