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Der 'sich ausbreitende Busch': Politische Ökologie, lokales ökologisches Wissen und die "neuen Gemeingüter" in den kommunalen Gebieten Namibias.
Antragsteller
Dr. Diego Augusto Menestrey Schwieger
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550924554
Weltweit sind Weidesysteme in Trockengebieten zunehmend von Verbuschung (VE) betroffen. Unter VE versteht man die Verdrängung von schmackhaften Gräsern und Sträuchern durch invasive, für das Vieh wenig oder gar nicht nutzbare Gehölze. Dadurch wird auch die Zugänglichkeit der Weideflächen für das Vieh eingeschränkt. Trotz des globalen Ausmaßes dieser anhaltenden Prozesse der Weidelanddegradierung im Anthropozän wurde den sozio-anthropologischen Dimensionen dieses Phänomens bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies gilt auch für Namibia, wo das Ausmaß des VE-Problems so groß ist, dass die Regierung es kürzlich als 'nationale Katastrophe' bezeichnet hat. Obwohl die Dringlichkeit des Problems offensichtlich ist, sind kritische Aspekte in Bezug auf die sozio-ökonomischen Ursachen und Folgen von VE sowie das lokale Wissen und die Methoden zur Bekämpfung von VE, einschließlich der Auswirkungen staatlicher Initiativen zur Kontrolle von VE, nach wie vor kaum bekannt. Ziel dieses Projektes ist es, die gesamte Prozesskette von der Entstehung von VE bis hin zu Lösungsansätzen zu beschreiben und zu bewerten. Dabei werden auch die Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung berücksichtigt. Dieser prozessuale Ansatz verfolgt drei wissenschaftliche Teilziele: 1) Identifikation der Ursachen von VE aus politisch-ökologischer Perspektive; 2) Identifikation der Existenz und Nutzung von lokalem ökologischem Wissen zur Kontrolle von VE; 3) Untersuchung, wie staatlich gelenkte Initiativen zum Management von VE als 'New Commons' lokal eingeführt werden, einschließlich ihrer soziokulturellen Auswirkungen. Das Projekt beinhaltet eine langfristige sozio-anthropologische Feldforschung in kommunalen Gebieten im Osten Namibias, insbesondere im Okakarara Distrikt, der hauptsächlich von Ovaherero Pastoralisten bewohnt wird. Das Projekt zielt darauf ab, das Potential der Umweltanthropologie in der VE-Forschung aufzuzeigen und die naturwissenschaftliche Literatur über Landdegradation in pastoralen Systemen zu ergänzen, indem die menschlichen Dimensionen von VE beleuchtet werden. Die Ergebnisse des Projektes umfassen die Generierung und Verbreitung von Wissen auf internationalen Konferenzen und Gastvorlesungen in Namibia. Darüber hinaus wird ein Positionspapier mit Stakeholdern entwickelt und eine umfassende Monographie veröffentlicht, die als Referenz für weitere Forschung zu VE in anderen pastoralen Gebieten der Welt dienen soll.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Michael Bollig