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Die kognitiven Wege des Genus: Eine cross-linguistische elektrophysiologische Bewertung (GenPath)

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550842679
 
Das grammatische Genus ist eine grundlegende Eigenschaft vieler Sprachen. Allerdings unterscheiden sie sich in dem Ausmaß, in dem das Genus in der Oberflächenform der Substantive ausgedrückt wird. Um diese Unterschiede zu formalisieren, haben frühere deskriptive Arbeiten in der Linguistik ein Kontinuum der Genustransparenz vorgeschlagen. Dieses Kontinuum spiegelt wider, wie systematisch das Genus aus den Verteilungsregelmäßigkeiten der Substantivformen in mehreren Sprachen abgeleitet werden kann. Doch die kognitiven Konsequenzen für die Sprachverarbeitung im Zusammenhang mit dem Transparenzkontinuum wurden bei erwachsenen Lesern noch nicht experimentell untersucht. Aktuelle psycholinguistische Modelle zur Genusabfrage berücksichtigen sprachübergreifende Variationen nicht ohne weiteres. Außerdem ist unbekannt, ob die sprachübergreifenden Unterschiede in der Transparenz ähnliche Auswirkungen auf die Sprachverarbeitung von Erst- und Zweitsprachlernern haben. GenPath ist ein umfassendes Projekt, das diese Lücken schließt, indem es die kognitiven Mechanismen der Genuserkennung identifiziert und gleichzeitig die Variabilität der Genusformkorrespondenzen zwischen den Sprachen erfasst. Es verbindet theoretische Linguistik und Psycholinguistik, indem es Sprachen an verschiedenen Punkten des Transparenzkontinuums vergleicht: Spanisch (eine stark transparente Sprache), Deutsch (eine mäßig transparente Sprache) und Norwegisch (eine wenig transparente Sprache). Um die Vergleichbarkeit zwischen den Sprachen zu gewährleisten, verwendet GenPath eine einheitliche Testmethode für alle Sprachen, die Verhaltensmessungen mit elektroenzephalographischen Messungen kombiniert. Das Projekt verfolgt vier Hauptziele: (a) die Generierung neuer empirischer Daten, die das Kontinuum der Genustransparenz zu einer nützlichen Ressource für psycholinguistische Vorhersagen machen; (b) die Aktualisierung aktueller Modelle der Worterkennung, um sprachübergreifende Variationen im Transparenzkontinuum zu berücksichtigen; (c) die Identifizierung funktionaler Unterschiede zwischen der Verarbeitung in der Erst- und Zweitsprache; (d) die Erforschung der sozialen Auswirkungen von Geschlecht (z. B. Stereotypen). Die Ergebnisse von GenPath sind von gesellschaftlicher Bedeutung. Erstens, in Anbetracht der anhaltenden Herausforderungen, die mit der Beherrschung des grammatikalischen Geschlechts in einer Fremdsprache verbunden sind, befasst sich GenPath mit der Frage, wie das Genus effizienter gelehrt werden könnte, indem man sich Formregelmäßigkeiten zunutze macht. Zweitens wird die Zweckmäßigkeit einer geschlechtsneutralen Sprache derzeit in gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Kreisen diskutiert. GenPath versucht, den Einfluss des grammatikalischen Geschlechts auf die Stereotypisierung zu bestimmen und neue Ansätze zur Neutralisierung von Geschlechtsstereotypen in der Sprache zu erforschen.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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