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Kindertageseinrichtungen als mehr-als-pädagogische Orte: Ethnografische Explorationen der komplexen Lebenswirklichkeit in der frühen Kindheit
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Christina Huf; Dr. Markus Kluge
Fachliche Zuordnung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550025365
Der Besuch einer Kindertageseinrichtung (Kita) ist im 21. Jahrhundert ein selbstverständlicher Teil der Biografie. Aus der Perspektive der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung sind Kitas somit Institutionen, die für die Lebenswirklichkeit von Kindern und die Hervorbringung von Kindheit konstitutiv sind. Doch trotz des dezidierten Interesses der Kindheitsforschung, die Komplexität und Relationalität der Lebenswirklichkeit von Kindern empirisch zu verstehen, werden Kitas bislang nicht systematisch in einer solchen Perspektive erforscht. Vielmehr wird vor allem die pädagogische Bedeutung von Kitas in den Blick genommen. Diese Wahrnehmung ist von einer frühpädagogischen Perspektive geprägt, die Kitas als pädagogische Institution voraussetzt. Von dieser Prämisse ausgehend fokussiert frühpädagogische Forschung auf die Frage, wie frühpädagogisches professionelles Handeln dem individuellen Kind gerecht werden kann. Dementsprechend ist die Kindzentrierung eine zentrale Orientierung. Vor diesem Hintergrund möchte das beantragte Projekt Kitas auf eine Weise in den Blick nehmen, die 1. der Annahme, dass Kita ein selbstverständlich pädagogischer Ort sei, mit der Frage begegnet, wie diese als komplexe, relationale Lebenswirklichkeit verstanden werden kann, 2. das Interesse der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung an der komplexen, relationalen Lebenswirklichkeit von Kindern für den für Kinder zentralen Ort der Kindertageseinrichtung exemplarisch mit einer ethnografischen Studie realisiert 3. dabei Prozesse und Dynamiken jenseits der Kindzentrierung untersucht. Während eine Beschreibung der Komplexität und Relationalität der Lebenswirklichkeit in Kitas das Ziel des Projektes ist, perspektivieren wir unser Forschungsinteresse mit der Frage, wie Kitas als ‚mehr-als-pädagogische Orte‘ verstanden werden können. Diese Frage ist durch theoretische Perspektiven in der Kindheitsforschung inspiriert: Zum einen eine kindheits- und institutionentheoretisch fundierte Forschung, die abseits normativer Perspektiven die Praktiken und Prozesse der Hervorbringung pädagogischer Ordnungen zwischen Kindern und Erwachsenen untersucht, zum anderen die aktuelle Auseinandersetzung der Kindheitsforschung mit relationalen Ontologien, die im beantragten Projekt als eine neumaterialistische Perspektivierung realisiert und mit dem Agentiellen Realismus von Karen Barad konkretisiert wird. Die ethnografische Feldforschung soll in vier Kitas durchgeführt werden, die im Hinblick darauf ausgewählt sind, dass sie an unterschiedlichen Orten situiert sind, an denen unterschiedliche mehr-als-menschliche Akteure präsent sind: einer Bauernhofkita, einer Reggio-Emilia-Kita, einer Waldkita und einer englischen Nursery Class. Von drei der vier Kitas liegt eine Kooperationszusage für das Projekt vor und bestehen seit einem Jahr Forschungsbeziehungen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen