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Der Einfluss von Stress auf Gruppenentscheidungen und Gruppenurteile

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 549868045
 
Während es zahlreiche Studien dazu gibt, wie individuelle Entscheidungs- und Urteilsprozesse durch Stress beeinflusst werden, wurde bislang nicht überzeugend untersucht, wie sich Stress auf Gruppenentscheidungen und Gruppenurteile auswirkt. Das beantragte Projekt soll diese Forschungslücke schließen. Wir postulieren ein neues theoretisches Modell, das auf der biopsychologischen Forschung zum Einfluss von Stress auf kognitive Prozesse aufbaut. Die zentrale Idee unseres Modells besteht darin, dass Stress dazu führt, dass während einer Gruppendiskussion ein präferenzbezogener Diskussionsstil dominiert, während der informationsbezogene Diskussionsstil in den Hintergrund tritt. Dies bedeutet, dass Gruppen unter Stress darauf fokussieren sollten, die Gruppenentscheidung bzw. das Gruppenurteil auf Basis der individuellen Meinungen der Gruppenmitglieder auszuhandeln, während der Informationsaustausch in den Hintergrund tritt. Der präferenzbezogene Diskussionsstil sollte sich wiederum negativ auf die Qualität von Gruppenentscheidungen und Gruppenurteilen auswirken. Im Einzelnen leiten wir aus unserem Modell sechs Hypothesen ab, die spezifizieren, wie sich Stress auf Gruppenentscheidungen und Gruppenurteile auswirken sollte. Alle Hypothesen werden präregistriert. Studie 1 überprüft den Effekt von Stress auf Gruppenentscheidungen, Studie 2 den Effekt von Stress auf Gruppenurteile. Um die Kernidee unseres Modells zu überprüfen, dass der präferenzbezogene Diskussionsstil die Effekte von Stress auf Gruppenentscheidungen und Gruppenurteile mediiert, setzen wir in beiden Studien experimentelle Mediatortests ein. Diese erlauben – im Unterschied zu den traditionellen „measurement-of-mediation“ Designs – eindeutige Rückschlüsse hinsichtlich Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Stress soll in beiden Studien mit einer von uns neu entwickelten Variante des Trier Social Stress Test for Groups (TSST-G, von Dawans et al., 2011) induziert werden. In der Kontrollbedingung soll die Gruppenvariante des Placebo-TSST eingesetzt werden. Damit folgen wir den Standards der laborexperimentellen Stressforschung. Insgesamt integriert unser Vorhaben zwei Forschungstraditionen: die sozialpsychologische Gruppenforschung zu unterschiedlichen Diskussionsstilen und die biopsychologische Forschung, wie Stress die Informationsverarbeitung beeinflusst. Unser Projekt leistet substantielle Beiträge zu beiden Forschungsfeldern: In der Gruppenforschung ist Stress als eine relevante und hoch prävalente Kontextvariable bisher nicht überzeugend untersucht worden. Als Beitrag zur biopsychologischen Stressforschung erweitern wir die Bandbreite der überprüften Entscheidungs- und Urteilsphänomene, indem wir mit Gruppenentscheidungen und -urteilen einen sozialen Kontext einführen, der über die dyadische Interaktion hinausgeht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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