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Resilienz in religiöser Sinngebung: Dankpsalmen und Passionserzählungen als resilienzrelevante Narrative in gesamtbiblischer Perspektive
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Christine Gerber; Professorin Dr. Judith Gärtner
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548844072
Das Projekt fragt nach Resilienz als religiösem Sinngebungsprozess in den biblischen Überlieferungen der alttestamentlichen Dankpsalmen und der neutestamentlichen Passionserzählungen. Resilienz wird verstanden als bleibend relevante Bewältigung eines Krisenprozesses zwischen Destruktivität, Ambivalenz und Hoffnung. So dient Resilienz als heuristisches Konzept zur Analyse und Interpretation der biblischen Überlieferung. Untersucht werden Bibeltexte, die als resilienzrelevante Sinngebung verstanden werden können: Es sind Texte, die Todes- und Leidenserfahrungen nicht nur darstellen, sondern in der retrospektiven Narrativierung bereits deuten, da sie die Unumgänglichkeit des Leidens festhalten und die Gottesbeziehung wahren. Aus der Retrospektive der bewältigten Krise können zugleich Hoffnungsperspektiven im Umgang mit dem Leiden entstehen. Dieserart Texte sind die Psalmenliteratur des Alten Testaments, insbesondere die Dankpsalmen, sowie Texte des Neuen Testaments, allen voran die Passionserzählungen der Evangelien, die Jesu Leiden und Sterben interpretieren. Beide Textbereiche, von eminenter Wirkungsgeschichte im Judentum bzw. im Christentum, thematisieren Leiderfahrungen unter je unterschiedlichen kulturellen Vorgaben und in unterschiedlichen Gattungen. Sie werden hier gedeutet als Literarisierung von Erfahrungen, die in ihrer spezifisch retrospektiven, d.h. von der Rettungserfahrung her gebotenen Narrativierung, Sinngebung anbieten, einen Perspektivwechsel auf die Krise ermöglichen und damit prozessual Resilienz eröffnen. Die Analyse fokussiert, wie die Texte Ambiguitätstoleranz, das Ringen mit Destruktivität und die Solidarität im Leiden im Horizont des Gottesglaubens so bearbeiten, dass sie sich als sinnstiftende Narrative der resilienzrelevanten Rezeption öffnen. So entstehen Krisenbewältigungsstrategien, in denen die Erfahrung des Negativen integriert wird. Dazu werden die Texte semiotisch-rezeptionsorientiert untersucht und auf die Potentiale einer gesamtbiblischen Perspektive hin befragt: Das Projekt erprobt methodologisch die Möglichkeiten einer die Kanonteile übergreifenden komparativen Exegese, die Gemeinsamkeiten, Resonanzen und Unterschiedlichkeiten erhebt, und arbeitet exemplarisch an einer gesamtbiblischen Hermeneutik.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen