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Sympathie und Solidarität. Max Schelers Phänomenologie des Sozialen
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Schloßberger
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Geschichte der Philosophie
Soziologische Theorie
Geschichte der Philosophie
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548645524
Ziel des Projektes ist eine Rekonstruktion von Schelers Sozialphilosophie unter dem Gesichtspunkt, wie verschiedene große Themen Schelers systematisch miteinander verbunden sind. In systematischer Perspektive geht es darum zu zeigen, inwiefern Solidarität auf Sympathie angewiesen ist: Wir wollen die These Schelers, dass Solidarität mit anderen Menschen und Solidarität mit der Natur auf die verschiedenen Formen der Sympathie angewiesen ist, rekonstruieren, um sie ins Gespräch um die großen Fragen der Gegenwart einzubringen. Der Ausgangspunkt von Schelers Sozialphilosophie ist das Problem der Intersubjektivität, das für Scheler nur aus einer anthropologischen Perspektive verstanden werden kann. Weil sich menschliche Lebewesen über ihr am Leib sichtbares Ausdrucksverhalten sympathetisch zueinander verhalten, können sie sich verstehen. Nur weil Menschen durch das Band vitaler Liebe miteinander verbunden sind, nur weil ihre Gefühle im Ausdruck ihrer Leiber auf Andere einwirken und verständlich werden können, ist menschliche Intersubjektivität möglich. Menschen sind durch die verschiedenen Formen der Sympathie miteinander verbunden, durch gemeinsames Fühlen und die Teilnahme am Leben Anderer im Mitfühlen. In Schelers Sozialphilosophie kommt nicht nur der Mensch vor. Scheler denkt das Lebewesen Mensch anders als viele andere Sozialphilosophien in vitalem Kontakt mit der ihn umgebenden lebendigen Natur, der als eine besondere Form der Teilhabe (verstanden im klassischen Sinn als „Teil von etwas sein“) gedacht wird. Scheler gelingt es so, von den einfachen Formen der Begegnung ausgehend, das Ineinander von deskriptiven und normativen Dimensionen der menschlichen Existenz zu beleuchten. Unser Ziel ist es, die großen hier angesprochenen Problemkomplexe Liebe, Leben, Sympathie, Natur, Sozialität, Solidarität in ihrem Zusammenspiel zu verstehen. Hierbei wollen wir erkenntnistheoretische, ontologische und metaphysische Perspektiven viel stärker als in der bisherigen Forschung unterscheiden und zeigen, dass ein volles Verständnis von Schelers als System entworfener Sozialphilosophie nur möglich ist, wenn diese drei Perspektiven klar unterschieden und in ihrem jeweiligen Recht betrachtet werden. Die Rekonstruktion von Schelers Sozialphilosophie erfolgt in der Absicht, zu zeigen, dass dieses großes Potenzial hat, einen wichtigen Beitrag zu den großen drängenden Fragen der Gegenwart zu leisten, v. a. aber ihren Zusammenhang darzulegen. Dies sind auf der einen Seiten die theoretischen Fragen nach der Natur von Empathie und Mitgefühl, nach der fundamentalen Bedeutung von vitaler Sympathie (Resonanz), von gemeinsamen Gefühlen, von schützenden und ausgrenzenden Gefühlen (Scham und Ressentiment), auf der anderen Seite die praktischen Fragen danach, wie in hochkomplexen, sozial ausdifferenzierten Gesellschaften Solidarität möglich ist, wie wir uns das Verhältnis zur Natur anders denken können als im Rahmen eines bloß am Kosten-Nutzen-Kalkül orientierten Denkens.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartner
Professor Dr. Olivier Agard