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Die Verknüpfung von entwicklungsbedingten Veränderungen in alltäglichen Erinnerungen mit kontrollierten Messungen und neuronaler Reifung

Antragstellerin Chi Ngo, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 547294915
 
Das Gedächtnis erlaubt uns, spezifische Ereignisse unserer Vergangenheit zu bewahren und Wissen anzueignen, das Vorhersagen in neuen Situationen erleichtert. Babys und Kleinkinder sind sehr gut darin, Wissen über die Welt aufzubauen. Ihre Fähigkeit, sich an spezifische Ereignisse zu erinnern hingegen ist in den ersten 3 Lebensjahren viel schwächer und verbessert sich deutlich im Alter von 4 bis 8. Um ein adaptives Gedächtnis aufzubauen sind zwei komplementäre aber entgegengesetzte Ziele zu erreichen. Zum einen müssen wir basierend auf wiederkehrenden Mustern über viele Ereignisse hinweg angemessene Verallgemeinerungen bilden. Zum anderen müssen wir spezifische Erinnerungen an bestimmte Ereignisse formen, um Verwechslungen mit ähnlichen Erinnerungen zu vermeiden. Wie entwickeln Kinder die nötigen Bausteine solcher Gedächtnisfunktionen? Aktuelle Gedächtnistheorien postulieren eine Kombination verschiedener Hirnprozesse, die uns erlauben beide Ziele ohne Verluste zu erreichen. Musterkategorisierung nutztgemeinsame Merkmale zwischen verwandten Erfahrungen um Generalisierung zu ermöglichen. Andere Prozesse unterstützen wiederum Erinnerungen an ganz bestimmte Dinge. Mustertrennung hilft distinkte Inhalte abzuspeichern, auch wenn sie anderen Erfahrungen ähneln. Mustervervollständigung ruft die Gesamtheit eines Ereignisses ab, wenn wir durch einen Teil dessen daran erinnert werden. Diese Prozesse basieren auf verschiedenen Hirnregionen und ihren Interaktionen, die sich unterschiedlich schnell entwickeln. Bisher ist unser Wissen darüber, wie sich solche Prozesse bei Kindern über die Zeit hinweg entwickeln, begrenzt. Aufgrund von mangelnden Daten zu Erinnerungen außerhalb des Labors ist weiterhin unklar, ob sich diese Entwicklung auf Erinnerungen im Alltag übertragen lassen. Dieser Antrag wendet theoretische Annahmen an um zu verstehen, inwiefern im Labor beobachtete Veränderungen in Gedächtnisprozessen Veränderungen von Gedächtnisfähigkeiten im Alltag abbilden. Hierzu werden wir mithilfe kontrollierter Messungen im Labor intra-individuelle Veränderungen in den mit Mustertrennung, -vervollständigung und Kategorisierung assoziierten Gedächtnisprozessen bei Kindern kontinuierlich verfolgen. Weiterhin werden wir die Genauigkeit mit der diese Kinder Ereignisse in ihrem Leben erinnern testen. Letztlich werden wir Zusammenhänge zwischen Hirnveränderungen und der Entwicklung des kindlichen Gedächtnisses durch bildgebende Verfahren untersuchen. Jedes Element dieses Ansatzes wird auf die gleiche Gruppe von Kindern an 4 Messzeitpunkten über 5 Jahre angewendet, vom Alter 4 bis 10.Dieser integrative Datensatz wird eine einmalige Ressource darstellen, die unser Verständnis davon, wie sich die Bausteine des Gedächtnisses und ihre Interaktionen über die Kindheit entfalten, bedeutsam voranbringen wird. Durch die Anwendung von modernen Gedächtnistheorien adressiert dieser Ansatz somit die ewig alte Frage, warum kindliche Erinnerungen so anfällig für späteres Vergessen sind.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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