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Religion – Natur – Imperialismus: Aushandlungen von Weltsichten und protestantischer Mission in den Ökosystemen Kameruns von den 1880er bis in die 1930er Jahre
Antragstellerin
Dr. Diana Lunkwitz
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 547245787
Ausgehend von protestantischen Missionierungsunternehmungen in Kamerun von den 1880er bis in die 1930er Jahre beabsichtigt das Projekt, die Missions- und Religionsgeschichte mit der Umwelt- und Handelsgeschichtsschreibung zu verbinden. Dabei soll eine dreifache Forschungslücke zur Konnektivität von Ökosystemen und Weltsichten der Missionare, von ökosystemisch veränderten Weltsichten und religionsbezogenen Studien sowie von Natur-Mensch-Imaginationen und der Weiterentwicklung von Rassenkonstruktionen und wirtschaftsliberalen Systemen untersucht werden. Das Hauptforschungsinteresse untergliedert sich dabei in die folgenden Forschungsfragen: (A) Wie wurden Vorstellungen von Religion, Natur, Mission und Mensch sowohl von der lokalen Bevölkerung als auch von den Missionaren konzipiert? (B) Wie wurden die Weltsichten und Theologien der Missionare in kamerunischen Ökosystemen und den Machtasymmetrien ausgehandelt? Welche Dynamiken lassen sich hinsichtlich der Dichotomie von Wildnis und kultivierter Natur aufzeigen? (C) Welche Relevanz hatten die Konzeptualisierungen der Mitarbeitenden von Missionsgesellschaften für die Religionsgeschichtsschreibung? (besonders zu Islam, Hexerei, Magie, Geheimgesellschaften) (D) Welche translokalen und interimperialen Auswirkungen hatten die veränderten Weltsichten auf Debatten in der Theologie, der Religionsgeschichte, der Wissensproduktion im Wissenschaftsbereich sowie auf soziopolitische Debatten? Wie wurden die Weltsichten von Missionaren, die in Kamerun tätig waren, (nicht) rezipiert, um liberale Strukturen in der Theologie, den Religionsstudien, der Politik und Wissenschaft zu initialisieren, zu stabilisieren oder entgegenzuwirken? Fortlaufend werden dabei Konstruktionen von Welt und Globalität in der Religionsgeschichtsschreibung zu Afrika zusammen mit ihren Ausschlussmechanismen in den transkontinentalen Verflechtungen untersucht. Die Studie soll zunächst auf der Grundlage von Archivmaterial der Missionsgesellschaft zu Basel, der Missionsgesellschaft der deutschen Baptisten und der American United Presbyterian Mission durchgeführt, und anschließend mit mündlichen Daten aus Interviews mit lokalen Experten in Kamerun fortgesetzt werden. Dabei leitet die Arbeitshypothese: Während der Kolonialherrschaft in Kamerun wurden zunächst die Weltsichten der Missionare und dann Strategien, mit denen Religion erforscht wurde, in Konnektivitäten und in Wechselbeziehungen innerhalb der Ökosysteme neu ausgehandelt. Schließlich trugen diese Transformationen dazu bei, eine conditio humana zu entwickeln, um die Beherrschung der gesamten Biosphäre zu legitimieren. Das Forschungsprojekt zielt auf die Aufarbeitung der Rekonzeptualisierungen von Mensch und Religion in ihren ökosystemischen Bedingungen. Auch für anschließende religion-umweltgeschichtliche Studien werden daher Interdependenzen mit afrikanischer Agency erarbeitet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen