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Wie Mainstream-Parteien mit Konflikt umgehen: Regeln, Praktiken, Medienberichterstattung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Nicole Bolleyer; Privatdozent Dr. Martin Gross
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546065227
Das Projekt befasst sich mit innerparteilicher Konfliktregulierung, worunter Maßnahmen verstanden werden, die Parteiorganisationen ergreifen, um divergierende Präferenzen innerhalb der Partei so zu handhaben, dass es zu keinen offenen Konflikten kommt oder solche Konflikte zumindest so reduziert werden, dass sie die Organisationsfähigkeit der Partei nicht nachhaltig beeinflussen. Das Projekt beschäftigt sich dabei mit folgenden Fragen: Wie regeln die großen Parteien interne Konflikte? Genauer gesagt, welche formalen Maßnahmen stehen ihnen zur Verfügung, um Konflikte zu lösen, und was sind die wichtigsten Faktoren für die Wahl der Maßnahmen in verschiedenen Konfliktsituationen mit unterschiedlicher Medienpräsenz? Diese Fragen sind für Parteien wichtig, da innerorganisationelle Konflikte und deren Regulierung fundamental die Fähigkeit von politischen Parteien, zentrale demokratische Funktionen zu erfüllen, beeinflusst: in der gesellschaftlichen Arena unterminieren diese Konflikte die Unterstützung der Anhängerschaft und schwächen die Verbindungen zu den Bürgern; in der Wahlarena beeinträchtigen sie die Aussichten der Parteien, ins Parlament einzuziehen, wo sie sich wiederum negativ auf die Fähigkeit der Parteien zur effektiven Oppositionsarbeit auswirken; in der Regierungsarena erschweren sie sowohl das effektive Regieren als auch dass Parteien als verlässliche Koalitionspartner in Erwägung gezogen werden. Trotz dieser Auswirkungen gibt es nur wenig theoretisch fundierte, länderübergreifende Forschung zur alltäglichen Konfliktregulierung in großen Parteien, die die formalen Regulierungen, die Anwendung der Konfliktlösungsmechanismen und den Einfluss von Medienberichterstattung auf innerparteiliche Konfliktlösung erforscht. Um diese Lücke zu schließen, wird das Projekt einen neuen, mehrdimensionalen Ansatz zur Analyse innerparteilicher Konfliktregulierung anwenden, der alle drei Dimensionen gleichzeitig in den Blick nimmt und anhand eines länderübergreifenden, "mixed methods"-Forschungsdesigns testet. Hierfür werden innerparteiliche Konfliktregulierungen in acht großen Parteien in vier europäischen Mehrebenensystemen zwischen 1982 und 2023 analysiert (Deutschland, Österreich, Spanien, Vereinigtes Königreich). Wir kombinieren Dokumentenanalysen, um die formal in Parteistatuten festgelegten Regeln zu untersuchen, mit natinalen und subnationalen Medieninhaltsanalysen zur Anwendung dieser Maßnahmen. Die untersuchten Parteien umfassen jeweils die große "linke" und "rechte" Partei in den Ländern (die zu unterschiedlichen Maßnahmen neigen) und die sich unterschiedlichen institutionellen Veränderungen und Problemen im Analysezeitraum gegenübersahen. Die Unterschiede innerhalb und zwischen den Ländern maximieren die Vielfältigkeit an unterscheidbaren Konfliktlösungsmustern der acht Parteien. Dies wiederum erlaubt es uns, breitere Erkenntisse darüber zu gewinnen, wie große Parteien in fortgeschrittenen Demokratien mit Konflikten umgehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartnerin
Dr. Patricia Correa