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Die Wirkung von Präventionsprogrammen gegen Vorurteile und Gewalt gegenüber ethnischen Minderheiten

Subject Area Social Psychology, Industrial and Organisational Psychology
Term from 2005 to 2008
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5456533
 
Final Report Year 2009

Final Report Abstract

Zielsetzung des Projekts ist die Klärung der Frage, wie effektiv Interventionen sind, die durchgeführt werden, um Beziehungen zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu verbessern. Dazu wurde die vorhandene Forschungsevidenz meta-analytisch ausgewertet. Durch eine intensive multimodale und interdisziplinäre Literaturrecherche wurden zunächst 5534 potentiell geeignete Forschungsdokumente entdeckt. Diese Dokumente wurden anhand ihrer Volltexte ausführlich inspiziert. 558 Evaluationsstudien wurden als geeignet beurteilt und können in die Meta-Analyse eingeschlossen werden. Die Mehrheit der Studien kommt aus den USA. Mehr als die Hälfte der Dokumente ist unveröffentlicht, es handelt sich dabei um Dissertationen, Kongressbeiträge und unveröffentlichte Evaluationsberichte. Aus dem Pool geeigneter Evaluationsstudien entstehen zwei Analysen. Die erste Analyse überprüfte die Wirksamkeit von Kontaktinterventionen, d.h. von Maßnahmen, die Interaktionen zwischen Mitgliedern unterschiedlicher ethnischer Gruppen evozieren. Die zweite Analyse untersucht die Effektivität von Informationsmaßnahmen, d.h. von Programmen, die Kenntnisse über andere ethnische Gruppen vermitteln möchten, und von Maßnahmen zur Förderung allgemeiner sozial-kognitiver Kompetenzen. Analyse 1 konnte die Wirksamkeit von Kontaktinterventionen unter Berücksichtigung von 63 unabhängigen Interventions-Kontroll-Vergleichen aus 40 Dokumenten belegen. Es zeigte sich zudem, dass es keinen Unterschied in der Wirksamkeit von direkten und indirekten Kontaktinterventionen gibt. Direkte Kontaktinterventionen evozieren face-to-face Kontakt zwischen Mitgliedern unterschiedlicher ethnischer Gruppen. Der zweite Interventionstypus implementiert indirekte Kontaktformen, beispielsweise durch eine geschichtenbasierte Darstellung von Freundschaften zwischen einem Mitglied der eigenen ethnischen Gruppe und einem Mitglied einer anderen ethnischen Gruppe. Der Befund hat weitreichende Bedeutung, indirekte Kontaktinterventionen sind demnach eine sinnvolle Alternative zu direkten Kontaktinterventionen und können vor allem auch in solchen Gebieten eingesetzt werden, in denen es nur wenige Menschen anderer ethnischer Herkunft gibt. Zudem lassen sich indirekte Kontaktinterventionen in der Regel mit weniger Aufwand, kostengünstiger und unter strukturierteren Bedingungen realisieren als direkte Kontaktinterventionen. So kann beispielsweise eine Serie einmal konstruierter Geschichten für Kinder beliebig wiederholt an verschiedenen Orten mit wenig Aufwand und unter strukturierten Bedingungen eingesetzt werden. Allerdings ist bei der Interpretation des geschilderten Befundes eine gewisse Vorsicht geboten, da die Anzahl eingeschlossener indirekter Kontaktinterventionen deutlich geringer als die Anzahl eingeschlossener direkter Kontaktinterventionen ist. Zukünftige Entwicklungen auf dem noch jungen Gebiet indirekter Kontaktinterventionen sind abzuwarten. Die Ergebnisse der Analyse zeigen darüber hinaus partiell auf, dass Kontaktinterventionen für Mitglieder der Majorität effektiver als für Mitglieder der Minorität sind. Demgegenüber unterscheiden sich Kontaktinterventionen, bei denen ernsthafte Konflikte zwischen den beteiligten Gruppen existieren, nicht von Kontaktinterventionen, bei denen dies nicht zutrifft. Zwischen den Effekten von unpublizierten und publizierten Studien konnte ebenfalls keine Differenz ermittelt werden. Analyse 2 befindet sich gegenwärtig in Arbeit, gesicherte Aussagen über die Ergebnisse können noch nicht gemacht werden. Diesbezüglich ist anzumerken, dass das hier geschilderte Forschungsprojekt aufgrund der im Vorfeld nicht erwarteten Menge von Evaluationsstudien den üblichen Arbeitsumfang eines dreijährigen Projektes deutlich übertrifft.

Publications

  • (2006). Programmevaluation – Ein Plädoyer für das Verfahren der Meta-Analyse. Vortrag auf der Jahrestagung des Forums Friedenspsychologie e.V., Jena, 9.-10. Juni
    Lemmer, G. & Wagner, U.
  • (2006). A meta-analysis in the field of program evaluations – special characteristics and approaches. Paper presented at the Interdisciplinary Workshop on Meta-Analysis, Cologne, October 26-27
    Lemmer, G. & Wagner, U.
  • (2006). Die Wirksamkeit von Programmen zur Prävention von Vorurteilen gegenüber ethnischen Minderheiten: Erste Ergebnisse einer Meta-Analyse. Vortrag auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Nürnberg, 17.-21. September
    Lemmer, G. & Wagner, U.
  • (2006). Effectiveness of prejudice prevention programs: A metaanalysis. Poster presented at the Annual meeting of the International Society of Political Psychology (ISPP), Barcelona, Spain, July 14-17
    Lemmer, G. & Wagner, U.
  • (2006). Interkulturelle Kontakte und Diskriminierung: Bedingungen interethnischer Begegnungen. Vortrag auf der Tagung Feindselige Mentalitäten: Analyse und lokale Praxis – Eine Veranstaltung des Stiftungskonsortiums Volkswagen Stiftung, Möllgaard-Stiftung und Freudenberg Stiftung, Weinheim 15.-16. März
    Wagner, U., Lemmer, G. & Farhan, T.
  • (2007). Effectiveness of prevention programs for ethnic rejecttion: A meta-analysis. Paper presented at the Annual Campbell Collaboration Colloquium, London, UK, May 14-16
    Lemmer, G. & Wagner, U.
  • (2008). Improving ethnic intergroup relations in childhood and adolescence – how effective are contact programs? Paper presented at the General Meeting of the EAESP, Opatija, Croatia, June 10-14
    Lemmer, G. & Lanphen, J.
  • (2008). Improving ethnic intergroup relations – how effective are contact programs? Paper presented at the EAESP-SPSSI Small Group Meeting on „Intergroup Contact: Recent advancements in basic and applied research”. Marburg, Germany, August 28-30
    Lemmer, G. & Wagner, U.
 
 

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