Tauglichkeit der Lentikular-Technik in Planungswissenschaften am Beispiel der Landschaftsarchitektur
Final Report Abstract
Ausgehend von dem sich stetig ausweitenden Einsatz von 3D-Computermodellen, besonders für Darstellungs- und Visualisierungsaufgaben, können auch neue DarsteIIungsformen umgesetzt werden. Eines der interessantesten Arbeitsfelder ist dabei die stereoskopische, also räumlich wahrnehmbare, Darstellung von Planungsinhalten. In diesem Forschungsprojekt wurden erstmals am Beispiel der Landschaftsarchitektur die Umsetzung und der darstellungsbezogene Nutzen einer autostereoskopischen Technik, der Linsenrastertechnik, untersucht. Diese Darstellungsform lässt sich erst seit einigen Jahren sowohl in den planungsrelevanten Abmaßen (DIN AO), als auch mit den in der Praxis zur Verfügung stehenden Mitteln, umsetzen. In der Durcharbeitung diverser Forschungsarbeiten, vor allem im Bereich Kommunikationstechnik, wurde besonders für einen planungsbezogenen Einsatz ein Mehrwert erwartet. Die Linsenrastertechnik arbeitet mit zwei Komponenten, mit der Linsenrasterplatte (Hardware) und mit dem darauf abgestimmten Linsenraster-Grundlagenbild. Herkömmlicher Weise wird das Grundlagenbild mit der Interlace-Methode (interlace = verschachteln) umgesetzt. Die Methode erwies sich im Laufe der Forschungsarbeit, besonders in der praxisorientierten Umsetzung, als sehr komplex. Das benötigte Detailwissen im Bereich der Stereoskopie und Stereographie, sowie die notwendigen Nachbearbeitungsschritte außerhalb der eigentlichen 3D-Anwendung, wurden im Sinne des Forschungsziels als hinderlich bewertet. Während der Forschungsarbeit wurde am Fachgebiet eine neue Methode zur Grundlagenbilderzeugung entwickelt, die auf fachliche Ansprüche wesentlich besser reagieren kann, die sogenannte VLR-Methode (virtual lenticular rendering method). Hier wird das benötigte Grundlagenbild schon beim Render-Prozess direkt vom 3D-ComputermodeII erstellt. Die daraus resultierenden grafischen Eigenschaften des Raumbildes unterscheiden sich von denen der Interlace-Methode teilweise deutlich, und stellen in vielen Bereichen eine Verbesserung gegenüber dem Standartverfahren dar. Aus diesem Grund wurde das Forschungsprojekt mit der VLR-Methode fortgeführt (Beispielvisualisierung siehe Anlage). Trotz der erreichten Verbesserungen ist diese Methode mit dem derzeitigen Entwicklungsstand erst in Teilbereichen technisch optimiert. Die Bildqualität lässt sich im Bereich der Raumbildtiefe noch um das zehnfache steigern und insgesamt sogar als Vollparallaxe-Abbildungen umsetzen. Der Umfang und die Ausprägung des Forschungsprojektes wurden diesem Umstand entsprechend angepasst. Die Forschungsarbeit ist daher auf die Abfrage von möglichen Eignungsbereichen, grundlegende Wirkung der 3D-Bilder etc. ausgerichtet worden. Darüber lassen sich Abschließend die Eignungs- und Einsatzchancen der Linsenrastertechnik bestimmen sowie wesentliche Hinweise zur notwendigen technischen Entwicklung der VLR-Methode ableiten (Fragebogen siehe Anhang). Im Ergebnis haben sich von insgesamt 119 Umfrageteilnehmern - unterschiedlichen Nutzergruppen angehörend - ca. 44% für einen Linsenrastereinsatz, also für 3D-Bilder, ausgesprochen. Diejenigen die sich für 2D-Anwendungen entschieden haben, begründeten dies sehr oft mit den derzeitigen Umsetzungsbedingungen, also beispielsweise mit einer "zu komplexen Umsetzung" oder mit "erhöhtem Zeitaufwand". Besonders aber diese Gegenargumente lassen sich durch die weitere Entwicklung der VLR-Methode ausschalten und stark abschwächen. Würden diejenigen die sich aus den benannten Gründen gegen die Linsenrastertechnik ausgesprochen haben - nach Anpassung der Technik - zu den Befürwortern zählen, ergäbe sich eine Zustimmung zur 3D-Anwendung von ca. 70%. Weiterhin zeigen die Forschungsergebnisse, dass unterschiedliche Nutzergruppen unterschiedlich auf die Linsenrastertechnik und die Raumbilder reagieren. Fachfremde sprechen überwiegend positiv darauf an, Fachleute beziehen mehrheitlich eine vorerst ablehnende Haltung. Das Fachpublikum begründet dies in der Hauptsache mit dem für sie gering steigerbaren Verständniszuwachs derartiger Darstellungen. Sie sehen sich in der Lage auch ohne die stereoskopischen Zusatzinformationen, die an sich nicht bestritten werden, Fachdarstellungen hinreichend interpretieren zu können. Es ergibt sich für die interne Fachkommunikation kein bedeutsamer Unterschied, obgleich ein Planungsvorhaben in den seltensten Fällen ausschließlich auf landschaftsarchitektonisches Fachpublikum beschränk bleibt. Die Arbeit erbringt den Nachweis, dass die Linsenrastertechnik nicht per se auf Ablehnung im Fachumfeld stößt. Es gibt eine gewisse Grundakzeptanz gegenüber dieser neuartigen Technik. Dies kann vornehmlich von den guten Ergebnissen der abgefragten potentiellen Einsatzgebiete der Linsenrastertechnik abgeleitet werden. Einsatzmöglichkeiten werden vor allem im Bereich Wettbewerbe, Ausstellungen, Präsentationen und Bautafeln gesehen. Im einzeln wird der Linsenrastertechnik sogar "gute" bis "sehr gute" Verwendbarkeit für diese Einsatzgebiete attestiert. Im mittleren Durchschnitt wurde die Bewertung "gut einzusetzen" im Bereich Ausstellungen abgegeben. Mit durchschnittlich "mäßig", also neutral, sind die Präsentationen, Wettbewerbe und Bautafeln beurteilt worden. Die Linsenrastertechnik kann demnach in Teilbereichen schon jetzt die Befragten überzeugen. Ungeklärt bleibt der Einfluss der Beleuchtung der 3D-Pläne auf das Beurteilungsresultat. Es gibt Hinweise darauf, dass sie einen nicht unwesentlichen Einfluss haben kann. Zum anderen kann vor allem das Transportproblem der Linsenrasterplatten (z.B. DIN AO) noch nicht fachbezogen zufriedenstellend gelöst bzw. in die fachbezogenen Abläufe integriert werden. Anhand ähnlicher Darstellungs- und Visualisierungsansprüche anderer Planungswissenschaften wie Architektur oder Stadtplanung können die hier beschriebenen Ergebnisse direkt übertragen werden.
Publications
- (2008). Autostereoscopic Visualization of Landscape. 9. Intemational conference: digital design in landscape architecture 2008, Bauhaus-Universität Dessau, 29.-31. Mai 2008, Bernburg
Stendel, D.
- (2008). Vom Rastem und Rendem. In: Technische Universität Berlin. Tu-lntern. Ausgabe 10 (Oktober), Der Präsident der TU Beriin: Beriin, S. 10
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