Die Rolle von Antwortkategorien und Inhibitionsprozessen bei der intentionalen Handlungssteuerung
Final Report Abstract
Flexible Handlungskontrolle ist ein zentrales Merkmal von Absichtlichkeit und der damit verbundenen intentionalen Handlungen. Diese Handlungskontrolle beinhaltet, dass zielgerichtete Antworten gegen automatisch durch Reize aktivierte, aber vom Ziel ablenkende Antworten durchgesetzt werden. Kognitive Prozesse, die an dieser intentionalen Kontrolle beteiligt sind, werden „Exekutive Funktionen“ genannt. Um zu untersuchen, wie diese Funktionen intentionales Handeln ermöglichen, werden im Labor Konfliktsituationen erzeugt, die zu Kosten (Fehler oder längere Reaktionszeiten) führen. Diese Grenzen der Absichtlichkeit erlauben es, Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der zugrunde liegenden Exekutiven Funktionen zu ziehen. Eine wichtige Exekutive Funktion ist die Inhibition von Antworten. Im ersten Projektabschnitt haben wir gezeigt, wie die Inhibition einer gerade erfolgten Antwort nicht nur das Risiko einer fälschlichen Antwortwiederholung (Perseveration) verringert, sondern auch den Wechsel zu einer neuen Antwort erleichtert. Eine wichtige offene Frage war, warum die Inhibition oft viel stärker ist, als man es von einem adaptiven Mechanismus erwarten würde. Eine neue Serie von Experimenten hat gezeigt, dass die Inhibition einer Antwort vorhandene Reaktionskonflikte verstärken kann. Dadurch entstehen sehr große Kosten, die aber nur zu einem Teil auf die Antwortinhibition selbst zurückzuführen sind. Beobachtet man z. B. konfliktfreie Bedingungen, dann sind die Kosten minimal. Erstmals fanden wir auch Hinweise für eine Anpassung der Antwortinhibition an das globale Perseverationsrisiko. Diese Anpassungseffekte scheinen aber auch von anderen strategischen Effekten abhängig zu sein. Eine weitere Fragestellung des Projektes war, ob die Inhibition aktivierter aber noch nicht durchgeführter Reaktionen sowie die Inhibition irrelevanter Reize und mit diesen assoziierte Antworten eine gemeinsame Ressource beanspruchen. Erste Ergebnisse ließen vermuten, dass dies dann der Fall ist, wenn es zu starken Antwortkonflikten kommt. Weitere Experimente deuteten aber darauf hin, dass das verwendete Stopp-Signal Paradigma nicht geeignet ist, um diese Fragestellung abschließend zu untersuchen. Schließlich haben wir in Kooperation mit dem Teilprojekt Entwicklungspsychologie untersucht, wie Exekutive Funktionen und Erfolg bzw. prosoziales Verhalten zusammenhängen. In einer studentischen Stichprobe konnten wir keine signifikanten Zusammenhänge finden. In einer Stichprobe mit Schülern zeigte sich dagegen, dass Exekutive Funktionen zwar mit der Schulleistung nicht aber mit prosozialem Verhalten zusammenhängen. Die Ergebnisse dieser Kooperation unterstreichen die Wichtigkeit kognitionspsychologischer Paradigmen für entwicklungspsychologische Fragestellungen. Die vom TP Kognitionspsychologie erforschten Grenzen der Durchsetzbarkeit von Absichten auf der Ebene der Exekutiven Funktionen liefern einen wichtigen Beitrag zu den Forschungszielen der Gesamtgruppe. Die Relevanz des Absichtsbegriffs für deren fruchtbare Erforschung wurde dabei durch den intensiven Austausch innerhalb der Gruppe aufgezeigt.
Publications
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