Auch wenn sich bei Aristoteles keine Pragmatic finden lässt, die sich in einer zusammenhängenden Weise mit dem Begriff des Wissens, dem (antiskeptischen) Aufweis der Möglichkeit des Wissenserwerbs, mit den Quellen des Wissens und der Architektur der Rechtfertigung beschäftigt, so ergibt sich doch durch eine präzise Interpretation einzelner relevanter Passagen ein kohärentes Bild, das die bisherigen Etikettierungen der Aristotelischen Epistemologie als "empiristisch" oder "fundamentalistisch" korrigiert. Aristoteles verteidigt die Möglichkeit wissenschaftlichen Wissens (epistasthai haplos). Das gelingt ihm, indem er neben der episteme andere Arten des Wissens einfuhrt (nous, empeiria). Die nicht auf einem Beweis beruhende Kenntnis der Prinzipien (nous), von denen die episteme abhängt, wird weder in einer intuitionistischen noch in einer empiristischen Weise begründet. Das Projekt setzte sich intensiv mit einer empiristischen Interpretation auseinander; Aristoteles betont an vielen Stellen den Wert der Wahrnehmung für den Wissenserwerb. Um die epistemologische Relevanz der Wahrnehmung zu klären, wurde zuerst der Gehalt der Wahrnehmung untersucht. In einem weiteren Schritt wurde dann Aristoteles' Darlegung der Prinzipienerkenntnis in An. Post. II 19 unter Einbezug anderer Passagen interpretiert. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass für Aristoteles sowohl eine Interpretation im Sinne des epistemologischen Fundamental i smus als auch im Sinne eines Kohärentismus abgewiesen werden muss.