Athribis befindet sich ca. 7 km südwestlich von Sohag (rund 200 km nördlich von Luxor) auf dem Gebiet des antiken 9. oberägyptischen Gaues. Auf über 30 ha erstreckt sich die archäologische Zone, die fast gänzlich unausgegraben ist. Sie besteht aus dem Tempelbezirk, der Siedlung, der Nekropole und den Steinbrüchen. Ziel des 2005 begonnenen Langfristprojekts war, die verschütteten Räume auszugraben sowie die Darstellungen und Texte vollständig aufzunehmen und auszuwerten. Die Bau- und Dekorationszeit umfasst eine Zeitspanne von mehr als 200 Jahren: Ptolemaios XII. (81-58 und 55-51 v. Chr.) errichtete den 75 x 45 Meter großen Tempel und dekorierte die inneren Räume, wohingegen die äußeren Wände und Säulen auf Tiberius (14-37 n. Chr.), Caligula (37-41 n. Chr.) und Claudius (41-54 n. Chr.) zurückgehen. Um die verschütteten Räume vollständig ausgraben zu können, waren rund 400 verstürzte, bis zu 34 Tonnen schwere Blöcke zu bergen, die in sieben neu angelegten Steinlagern untersucht werden konnten. Großflächige Ausgrabungen im Tempel fanden erst seit 2012 statt und wurden 2019 abgeschlossen. Anschließend wurde der Tempel mit Rundweg und Informationstafeln für Besucher versehen und Anfang 2021 vom Ministerium für Tourismus und Altertümer für Besucher eröffnet. Fast alle etwa 1300 Inschriften und Reliefs sind mittlerweile in fünf Textbänden mit insgesamt elf Teilbänden publiziert, ein weiterer Band mit den dekorierten Blöcken wurde dem französischen Institut in Kairo zum Druck übergeben. Das gleiche gilt auch für eine vollständige Übersetzung und ein Glossar aller Inschriften. Auf der archäologischen Seite liegen bislang zwei Monographien in insgesamt vier Teilbänden vor. Daneben sind einige Aufsätze mit Teilstudien zu nennen. Spätestens nach dem Verbot heidnischer Kulte im Jahr 380 baute man rund um den Tempel ein Nonnenkloster, während einige Tempelräume als Werkstätten dienten, z.B. Färbebecken für Textilien. Nach der arabischen Eroberung Ägyptens 642 gab man das Kloster sukzessive auf, und das Tempelgebäude diente zeitweise als Stall, aber auch der Entsorgung von Müll wie etwa Keramik, Werkzeuge, Glas, Schmuck (v.a. Perlen), Ostraka und kleinste Papyrusfragmente. Dieser Abfall aus dem bis ins 9. Jh. aktiven Kloster und der umliegenden Siedlung erlaubt viele Einblicke ins tägliche Leben der Bevölkerung. Bereits im 8. Jh. kommt es zur Zerstörung der Säulen und Decke im Pronaos. Insbesondere die beiden großen Säle am Eingang (A und B) erhielten neue Einbauten aus Lehmziegeln, die als Arbeitsstätten genutzt wurden, beispielsweise zur Zubereitung von Speisen, aber auch zur Lagerung von Nahrungsmitteln. Mitte des 10. Jh. setzte die großflächige Zerstörung des Tempels ein, die etwa ein Jahrhundert andauerte. Diese manifestiert sich in großen, von den Wänden und Decken herabgestürzten Blöcken und über 1 m mächtigen Schichten aus Abertausenden Kalksteinsplittern und Bruchsteinen, oft mit Reliefs von Wänden und Decken.