Im Rahmen des flexCAREER-Projektes haben wir ländervergleichend die Auswirkungen von Flexibilisierungsstrategien auf die frühe und späte Erwerbskarriere quantitativ im Längsschnitt untersucht. Es war unser Ziel, die Veränderungen der Erwerbsverläufe zu Beginn und am Ende der Erwerbskarriere auf Individualebene im Zeitverlauf zu beschreiben und die zeitbezogenen Ursache-Wirkungs-Mechanismen dieser Prozesse genauer zu analysieren. Darüber hinaus galt unser Interesse den Auswirkungen auf die Ungleichheitsstrukturen der einzelnen Gesellschaften. Die wichtigsten Befunde unseres Projekts lauten: Phase I: (1) Festgestellt wurden eine längere Suchdauer beim Arbeitsmarkteinstieg und die Zunahme flexibler Beschäftigungsformen. Flexibilisierung findet in geschlossenen Beschäftigungssystemen vor allem über die zunehmende Verbreitung befristeter Arbeitsverträge statt. In offenen Beschäftigungssystemen sind hingegen Teilzeit- und ‚stopgap‘-Jobs verbreiteter. (2) Die Destabilisierung früher Erwerbskarrieren hat über die Kohorten zugenommen. Dabei sind flexible und prekäre Positionen nicht nur mit höheren Arbeitslosigkeitsrisiken verknüpft, sondern steigern darüber hinaus das Risiko von beruflichen Abstiegen und vermindern die Chancen für berufliche Aufstiege. (3) In Bezug auf die Entwicklung der sozialen Ungleichheiten belegen die Ergebnisse des Projektes, dass die Verbreitung der Risiken einem länderspezifischen Muster folgt: Innerhalb der ‚insider-outsider‘ Arbeitsmärkte (Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien und Spanien) und der Länder mit hohen Arbeitslosenzahlen (ehemalige sozialistische Länder wie Estland und Ungarn) haben die Ungleichheiten vor allem beim Arbeitsmarkteintritt zugenommen. In Ländern mit flexiblen Arbeitsmärkten haben die relativen Risiken, durch Teilzeit- oder ‚stopgap‘-Jobs in den Arbeitsmarkt einzusteigen, zugenommen. Dabei sind Niedrigqualifizierte einem deutlich höheren Abstiegsrisiko ausgesetzt und besitzen geringere Aufstiegschancen. Phase II: (1) Die späte Erwerbskarriere älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurde in den letzten Jahrzehnten stärker von Frühverrentungen, Arbeitslosigkeit und beruflichen Abstiegen geprägt als zuvor. Allerdings zeigen sich in der jüngsten Vergangenheit erste Erfolge der Rentenreformen, die in den meisten Industrieländern mit dem Ziel eingeführt wurden, das Rentenalter zu erhöhen, Frühverrentung zu erschweren und private Rentenabsicherung zu stärken. (2) Prekäre Beschäftigungsformen, Frühverrentungen wie auch längere Phasen der Arbeitslosigkeit stellen dabei nicht nur eine unsichere Phase im späten Erwerbsverlauf dar, sie haben darüber hinaus Folgen für das Renteneinkommen und für das Risiko von Altersarmut. (3) Niedrigqualifizierte Arbeitnehmer sind von diesen Entwicklungen stärker betroffen. Im Vergleich zu höherqualifizierten Arbeitnehmern haben sie ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko, müssen häufiger Einkommensverluste hinnehmen und gehen früher in Rente. (4) Das Ausmaß der Veränderungsprozesse ist stark von nationalen institutionellen Kontexten geprägt. Dennoch kann für die meisten untersuchten Länder festgestellt werden, dass sich die sozialen Ungleichheiten über die letzten Jahre verstärkt haben.